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Kilian Kada von Kadawittfeldarchitektur

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Sie gelten als Verfechter offener Bürolandschaften: Kadawittfeldarchitektur orientiert sich eng an den betrieblichen Anforderungen und sucht den Austausch mit Unternehmen und Mitarbeitern. Ihre Einbauten und Zonierungen geben dem Großraum Struktur.

Autor Jörg Zimmermann

Der Wandel in der Bürowelt wird heftig beschworen. Herr Kada, was zeichnet heute ein Büro aus?

Kilian Kada: Büros sind heute mehr denn je Orte der Kommunikation. Das kann ich schon aus eigener Erfahrung sagen. Kommunikation ist wichtig für die Arbeitsprozesse und den Wissenstransfer. Gleichzeitig findet über die Arbeitsräume eine Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen statt. Büros sind also – auch – ein Mittel der Mitarbeiterbindung. Wenn Arbeit und Arbeitsplatz nicht entkoppelt sind, fühlen die Mitarbeiter sich wohl. Die Motivation steigt. Daran sollte jedem Unternehmen gelegen sein.

Was bedeutet diese Erkenntnis denn für die „Zukunft des Büros“?

Kilian Kada: Die Frage nach der „Zukunft des Büros“ wird uns schon viele Jahre gestellt. Heute glauben einige, dass allein die Nutzung offener Büros bereits ein riesiger Schritt in die Zukunft ist, dass in offenen Räumen Kommunikation per se besser gelingt. Großraumbüros sind aber nicht die einzige Lösung, man muss schon genauer hinschauen. Die Parameter, die ein Büro heute und in Zukunft determinieren, sind sehr vielfältig.

Woran machen Sie diese Einschätzung fest?

Kilian Kada: Der Wert der Arbeit wird sich grundsätzlich verändern. Die Identifikation der eigenen Person über die Arbeit nimmt ab, die Freizeit und deren Gestaltung gewinnen an Bedeutung. Arbeit und Freizeit überlagern sich. Gleichzeitig denken Unternehmen verstärkt über eine Steigerung der Effizienz und eine Reduzierung von Büroflächen nach.

Die Spannweite der Anforderungen scheint groß.

Kilian Kada: Als Grundlage für Entwurf und Planung benötigen wir eine detaillierte Kenntnis der Umstände im Unternehmen. Bei Kadawittfeldarchitektur fordern wir von unserem Auftraggeber eine genaue Analyse der Anforderungen. Im Idealfall gelingt ein direkter Austausch mit den Mitarbeitern. Wie sind deren Abläufe und Prozesse? Welche Arbeiten erfordern ein besonderes, zum Beispiel vertrauliches Umfeld?

Welche Parameter ergeben sich aus der spezifischen Unternehmenskultur? Am liebsten nähern wir uns diesen Fragestellungen über Workshops an, manchmal auch in Kooperation mit externen Partnern, beispielsweise Herstellern von Möbeln. Große Unternehmen involvieren bisweilen spezielle Berater für Büro- und Arbeitsorganisation.

Was folgt daraus konkret für Ihre Arbeit als Architekten?

Kilian Kada: Als Architekten denken wir immer in Alternativen und versuchen, die unterschiedlichen Aspekte zu verbinden. Auf der einen Seite ist der Anspruch, eine räumliche Atmosphäre zu schaffen. Wir sind ein Verfechter offener Bürolandschaften, wissen aber aus Gesprächen mit unseren Auftraggebern und deren Mitarbeitern und auch aus der Situation in unseren eigenen Büros um die Bedeutung von Rückzugsorten und die Möglichkeit, sich für Meetings zurückzuziehen. Auf der anderen Seite stehen dann die faktischen und technischen Anforderungen, eine bestimmte Anzahl an Arbeitsplätzen, Kostenrahmen, Belichtung, Heizung, Kühlung …

Wie aufgeschlossen sind Unternehmen gegenüber neuen Ideen?

Kilian Kada: Eine spannende Frage ist doch, wie gelingt es uns Architekten, unsere räumlichen Ideen zu verkaufen. Was sind die Argumente? Und welches Gewicht haben sie für den Auftraggeber? Hier scheint noch viel Potenzial zu schlummern. Wann argumentieren wir mit Architekturtheorie, wann mit Erfahrungswerten, wann aus den konkreten technischen Anforderungen heraus oder über die Nutzerbedürfnisse? Der Dialog mit den Auftraggebern muss präzise geführt werden auf der Grundlage eines gemeinsamen Verständnisses der Situation.

Können Sie besondere Trends in der Bürowelt feststellen?

Kilian Kada: Wir sehen zum Beispiel eine Überlagerung von Arbeitswelt und Freizeitbereich. Wohlfühlfaktoren, die wir aus dem Wohnbereich kennen, werden nun auch für Bürolandschaften relevant. Die Oberflächen werden weicher, nicht nur aus akustischen Gründen. Es kommt mehr Farbe ins Spiel, Pflanzen können eine Rolle spielen. Es gibt den Wunsch nach Cosiness. Ein anderer Aspekt ist das Thema Gastro in den Unternehmen. Für größere Unternehmen wird das Restaurant zunehmend zu einem wichtigen Ort.

Als Architekten nehmen wir solche Entwicklungen und Trends auf, verdichten sie und interpretieren sie in unseren Entwürfen. Diese Entwürfe sind dann aber nicht das Maß der Dinge sondern Diskussionsgrundlage. Wir zeigen unsere gestalterische Haltung, aber gehen intensiv auf die Vorstellungen der Auftraggeber ein. Allerdings darf es im Prozess nicht beliebig werden. Als erfahrene Architekten wissen wir, wann ein Entwurf kippt, die Qualität verloren geht.

Spielt bei der Büroplanung auch Nachhaltigkeit eine Rolle?

Kilian Kada: Das Thema Nachhaltigkeit macht sich nicht allein an den verwendeten Materialien fest. Schon beim Entwurf der Räumlichkeiten ist nicht nur die aktuelle Nutzung zu bedenken, sondern es besteht für uns auch der Anspruch, dass die Räume für zukünftig veränderte Nutzungen geeignet sind. Idealerweise schafft die Architektur räumliche Strukturen, die durch geeignete Möblierung unterschiedlich genutzt werden können.

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LAVA


Kilian Kada

Geschäftsführender Gesellschafter und Partner Kadawittfeldarchitektur mit Sitz in Aachen und Berlin. In 2018 fertiggestellt: Verwaltung der RAG auf Zollverein Essen sowie Halle 12 der Frankfurter Messe. Aktuelles Projekt: DFB Akademie, Frankfurt.

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Anton Falkeis & Cornelia Falkeis-Senn

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Das futuristische Wohnhaus ‚active energy building‘, geplant von den Architekten Anton Falkeis und Cornelia Falkeis-Senne, produziert mehr Energie, als es selbst verbraucht. Es ist in vielerlei Hinsicht der Prototyp eines nachhaltigen Gebäudes.

Interview Rolf Mauer

Büro: falkeis²architects, Anton Falkeis & Cornelia Falkeis-Senn

Standort: Wien, Vaduz

Inhaber: Anton Falkeis & Cornelia Falkeis-Senn

Gründungsjahr: 1988

Arbeitsgebiete: Architektur, Design, Urban Design

Webseite der Architekten

Wie finden Sie Inspiration?

Anton Falkeis & Cornelia Falkeis-Senn: Insbesondere in der Natur, jedoch nicht im Sinne von Imitation, sondern in der Analyse von Entwicklungsprozessen und strategischen Vorgängen. Aus diesen Analysen haben wir einige Tools entwickelt, die im Entwurfsprozess eingesetzt werden. Learning from Nature:

“Solar Erosion“ als Entwicklungstool zur Optimierung der Baumassenverteilung analog zur Maximierung der Solarstrahlung, iterativer Prozesse für die Tragwerksentwicklung und Stützenoptimierung (growth analogy / genetische Algorithmen), Aggregation von Zellen für die Entwicklung der Voronoi Struktur.

Welches Projekt war für die Entwicklung des Büros das wichtigste – und warum?

Anton Falkeis & Cornelia Falkeis-Senn: Insbesondere unsere forschungsbasierten Projekte wie das “active energy building“ (gebäudeintegrierte Energietechnik, Tragwerk, Textilfassade), “Connecting Link“ (biologische Wachstumsprozesse zur Entwicklung von optimierten Tragstrukturen), “Giant Instrument“ (bewegliche Architektur) und “Mauthausen Memorial“ (3D-Beschallungssystem zur Raumsimulation).

Einen weiteren Schwerpunkt bilden Gebäude im historischen Kontext wie “Curhaus am Stephansplatz“, “Universität für Angewandte Kunst Wien“ oder “Museum Dokumentationsarchiv Österreichischer Widerstand“.

Ein Statement zum Projekt ‚active energy building‘.

Anton Falkeis & Cornelia Falkeis-Senn: Das forschungsbasierte Projekt geht von einem umfassenden Nachhaltigkeitsbegriff aus, der die gesamte Gebäudestruktur betrachtet und in seiner Eigenlogik formgenerierend wirkt. Dies gilt sowohl für die Ausformulierung des Baukörpers als auch für die Konstruktion des Tragwerks; von der Entwicklung der Energietechnik bis hin zur Gestaltung der Innenräume.

Im Bereich der Bautechnik und Gebäudekonstruktion wird Nachhaltigkeit über die Adaptabilität des Gebäudes definiert. Über die gesamte Nutzungsdauer des Gebäudes sollte eine höchstmögliche Grundriss-Flexibilität gewährleistet sein. Für Umbauten sollten alle Optionen offengehalten werden, um neue Raumprogramme realisieren zu können, ohne die tragenden Strukturen zu beeinträchtigen.

Im Bereich der Energie- und Gebäudetechnik wird Nachhaltigkeit über die ausschließliche Verwendung von erneuerbaren Energieformen und der Umsetzung eines energieautonomen Gebäudes definiert, das aber auch einen aktiven Versorgungsknoten eines Gebäudeverbundes in einem Energy Cluster darstellt.

Factsheet

Projekt: active energy Building

Standort: Gerberweg 1, 9490 Vaduz

Bauherr: Dr. Peter & Renate Marxer

Bauaufgabe: Appartement Wohnhaus

Fertigstellung: Ende 2017

Geschosse: E+4

Nutzfläche: ca. 3.200 m²

Materialien (Decke, Wand, Boden): Hoteltüren / Beschläge: Häfele; Stühle: Brunner; Lichtschalter: Jung; WC Keramik: VitrA; Teppich: Forbo; Dachabdeckung: Alwitra; Brandschutztüren: Hörmann;

Beleuchtung: Zumtobel

Weitere Architekten-Porträts

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Martin Lesjak von Innocad

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Das Grazer Architekturbüro bevorzugt seit seinem knapp zwanzigjährigen Bestehen einen disziplinübergreifenden Weg. Co-Gründer Martin Lesjak erklärt unserer Autorin seinen Ansatz, seine Liebe zum Textil und warum es ihm darum geht, Sinn zu stiften.

Autorin Fredericke Winkler

Für Martin Lesjak scheint der Begriff „Tausendsassa“ erfunden worden zu sein. Knapp an einer Karriere als Profifußballer vorbei, gab sich der heutige Architekt und Designer zunächst als Teil eines DJ-Kollektivs der Musik hin. Parallel studierte er Architektur in Graz und eröffnete 1999 gemeinsam mit dem Kollegen Peter Schwaiger das Architekturbüro Innocad. Mit diesem Büro hat Lesjak seither ein breites Spektrum an Architektur- und Interiordesignprojekten realisiert: von Contract bis Residential und von Retail Design bis Healthcare.

Martin Lesjak verbindet unterschiedliche Disziplinen

2013 erweiterte der begabte Kreative sein schöpferisches Spektrum erneut und gründete mit der Designerin Anastasia Su das Designbüro 13&9. Darin verknüpft Lesjak unterschiedliche Disziplinen wie Produktdesign, Innenarchitektur und Architektur, aber auch Sounddesign. Der gebürtige Österreicher lehrt an verschiedenen Universitäten und wurde unter anderem vom Contract Magazine (USA) als „Designer of the Year 2015“ sowie vom Build Magazine (UK) als „Architect of the Year 2016“ geehrt. Kurz: Spräche Martin Lesjak nicht einen wunderbar entspannten Grazer Dialekt, würde man angesichts dieser beruflichen Atemlosigkeit im Gespräch mit ihm wohl Herzrasen entwickeln.

Mittendrin anstatt von oben

Bei aller Vielfalt ist Martin Lesjak jedoch kein Generalist. Er ist vielmehr ein Kooperateur. Einer, der sich lieber aus dem kollektiven Können unterschiedlicher Disziplinen ein Facettenauge zusammensetzt, mit dem er die Welt umfassender betrachten kann.

Sein Büro kooperiert mit Wissenschaftlern, Produktdesignern und Künstlern. Auch das Team selbst rekrutiert sich aus verschiedenen Schaffensfeldern. „New Holism“ nennt er dieses Konzept, die Ergebenheit gegenüber der transdisziplinären Arbeit zugunsten einer ganzheitlichen Lösung. Und dies beinhaltet eben nicht nur, in der Zusammenarbeit anderen Disziplinen einen gestalterischen Raum zu lassen, sondern auch seinen eigenen Schöpfungsweg infrage zu stellen, indem man selbst hin und wieder die Disziplin wechselt.

Konzept New Holism

„Wenn man nur eine Sache macht, gerät man schnell in eine Routine“, begründet Lesjak seine Vorgehensweise. „Wechselt man aber als Architekt beispielsweise zu Produktdesign, nimmt man zwar seinen Blickwinkel mit, muss aber damit umgehen, dass sich die Maßstäbe verschieben“, führt er aus.

Man verlasse also den User-View und müsse in den Creator-View wechseln. Vorteil des Perspektivwechsels: Beim Produktdesign könne man aufgrund der Geschwindigkeit des Marktes gesellschaftliche Entwicklungen deutlicher aufnehmen und sei näher am Kunden: „Kehrt man dann wieder in seine Disziplin zurück, kommt man plötzlich auf ganz neue Lösungen. Es erweitert die Freiheit und löst einen riesigen Lernprozess aus“.

Spiel mit den Disziplinen

Wie sich dieser innere Prozess auf die Ergebnisse auswirkt, lässt sich an den von Innocad realisierten Projekten und Ausstellungskonzepten ableiten. Im Rahmen der Architekturbiennale 2016 in Venedig etwa zeigten die Grazer die Arbeit ‚Architectural Fashion‘, die mit dem Bogen von der Architektur zur Mode die enorme Bandbreite des Büros abbildet.

„Wir haben drei Realitäten – Architektur, Interior Design und Produktdesign – in jeweils einen Modeentwurf umgesetzt und zwar inhaltlich und konzeptionell, ästhtetisch sowie in der Materialität“, erklärt Lesjak. Für einen Entwurf stand etwa ihr Bürohaus Pate, für das sich Innocad mit dem Prinzip des goldenen Schnitts sowie mit dem Werkstoff Metall auseinandergesetzt hat. Für das Fashion-Outfit hat das Büro eigens ein Textil aus Metallfäden entwickelt.

Textilien als Informationsträger

Ohnehin ist die Arbeit mit Textil ein Thema, dem Lesjak verstärkt nachgeht. Für ihn sei die Entwicklung des textilien Materials nicht nur als Funktionsträger – etwa als Akustikmaterial oder zur Lichtsteuerung – interessant, sondern ganz klar auch als Informationsträger und Emotionalisierungsfaktor. Nicht umsonst sei die kulturelle Bedeutung von Textilien geradezu konkurrenzlos. „Loden ist ein gutes Beispiel. Dieses kulturell stark aufgeladene Material sehen wir gerade stark in der Inneneinrichtung kommen, als Bezug und als Vorhang. Loden löst etwas aus und wir setzen ihn deswegen auch gerne ein“, erläutert Lesjak.

Produktmessen sind für Lesjak Ansammlung von Sondermüll

Etwas auslösen – dies scheint für Martin Lesjak ein Kernziel zu sein. Gerne wählt er dafür radikale Wege – ein Ruf, der ihm bereits vorauseilt. „Unsere Kunden reizt der nonkonformistische Weg und unser steter Versuch, Relevanz zu erzielen. Wir haben immer einen Innovationsanspruch.“ Gerade im Produktdesign sei das wichtig, denke man an das Angebot auf Produktmessen, die in den Augen von Lesjak „immer mehr einer Ansammlung von Sondermüll“ gleichen.

„Man sieht unendlich viele Sessel, die fast identisch sind. Wenn man aber schon Ressourcen verschwendet, muss uns das Ergebnis weiterbringen: im Design, technisch oder in punkto Nachhaltigkeit. Wir brauchen neue Lösungen, die sich nicht immer nur aus der Geschichte erklären“, fordert Lesjak. Und dies erreiche man eben nur durch einen transdisziplinären Ansatz in der Gestaltung und im schöpferischen Fokus auf den Menschen, dem Human Centered Design, welches konsequenterweise ebenfalls Bestandteil von Lesjaks „New Holism“-Gestaltungskonzept ist.

„Der Mensch braucht Sozialbindungen und eine Verbindung zur Natur, um gesund zu bleiben. Diese müssen wir gewährleisten oder zumindest einen Ausgleich schaffen“, appelliert der Grazer Tausendsassa nicht nur an die Architekten und Produktdesigner, sondern auch an die Städteplaner.

Das Ganze im Fokus

Hat Design wahrhaftig so viel Macht auf die Alltagskultur des Menschen? „Ich glaube daran, dass nie die anderen Schuld sind, sondern dass ich in meinem Bereich viel positiv verändern kann, anstatt mich nur zu beschweren. In jedem Projekt empfinde ich eine ausgewogene Verantwortung gegenüber dem Kunden wie auch gegenüber der Gesellschaft.“

Mit diesem Resümée unterstreicht der Architekt, was er schon zu Beginn unseres Gesprächs anklingen ließ, nämlich, dass gutes Design immer eine unerschütterliche innere Haltung des Designers voraussetzt. Wirklich exzellent arbeitet Martin Lesjak aber wohl erst dann, wenn er weder sich noch die Regeln seiner Disziplin als unumstößlich empfindet, sondern sich alles spielerisch als Teil einer ganzheitlichen Lösung einbindet. Ganz im Sinne des „New Holism“ eben.

Architekturbüro Innocad

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Das sind die fünf Heimtextil-Trends

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C.F. Møller Architects

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Das Gemeindezentrum ‚The Heart‘ im dänischen Ikast, ist ein Gebäude, das wie eine Kleinstadt konzipiert ist. C.F. Møller Architects haben einen großen zentralen Innenraum kreiert, um so einen „städtischen Platz“ mit einer Bühne für Veranstaltungen zu schaffen.

Interview Rolf Mauer

Büro: C.F. Møller Architects

www.cfmoller.com

Inhaber Klavs Hyttel, Mads Mandrup Hansen, Klaus Toustrup, Julian Weyer, Lone Wiggers, Michael Kruse, Christian Dahle und Mårten Leringe

Gründungsjahr: 1924

Mitarbeiter: ca. 330

Arbeitsgebiete: Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung, Innenarchitektur, Industriedesign, Bauten für die Gesundheit, Bauherrenberatung

Beschreiben Sie Ihre Design-Philosophie?

C.F. Møller Architects: Unsere Design- und Architekturentwürfe werden methodisch und ganzheitlich erstellt, nachdem der lokale Kontext genau analysiert wird. Wir möchten neue globale Standards setzen, indem wir einen Gestaltungsansatz fördern, der auf einzigartige Weise Stadtplanung, Landschaft, Architektur und das Design spezifischer Gebäudekomponenten integriert.

 Wir betrachten Umweltbelange, Ressourcenbewusstsein, gesunde Projektfinanzen, soziale Verantwortung und gute Handwerkskunst als wesentliche Elemente unserer Arbeit. Dieses Ethos ist für alle unsere Projekte von grundlegender Bedeutung, eine Aufgabe, der von der Masterplanung bis zum Detaildesign reicht.

Seit unserer Gründung in Dänemark im Jahr 1924 haben wir maßgeblich zur Entwicklung der Wohlfahrtsgesellschaften in Skandinavien und der übrigen Welt beigetragen. Aufgrund unserer starken Konzentration auf den funktionalen, künstlerischen und sozialen Wert von Architektur werden wir kontinuierlich für die Festlegung neuer architektonischer Standards international ausgezeichnet.

Wie finden Sie Inspiration?

C.F. Møller Architects: Auf verschiedenen Wegen, wir sind in unserem Ansatz sehr undogmatisch.

Welches Projekt war das wichtigste für die Entwicklung des Büros – und warum?

C.F. Møller Architects: Es ist immer schwierig, ein einzelnes Projekt hervorzubringen, aber ein gutes Beispiel wäre der einzigartige Universitätscampus in Aarhus – ein Projekt, mit dem unser Büro seit 1933 ununterbrochen gearbeitet hat und bis heute arbeitet. Dieses Design (das häufig als eine der schönsten Universitäten der Welt hervorgehoben wurde) hat den Grundstein für unsere heutige Arbeitsweise gelegt, wobei Urbanismus, Landschaft und Architektur nahtlos in ein besseres Gut integriert wurden.

Ein Statement zum Projekt ‚The Heart‘:

C.F. Møller Architects: In erster Linie müssen die Bedürfnisse und Ziele einer großen und sehr unterschiedlichen Gruppe von Benutzern zusammengebracht werden. Dabei fanden viele Konsultationen und Gespräche statt, es wurden aber auch Ideen in Frage hinterfragt, wie eine „Sharing-Community“ funktionieren kann. Zweitens, suchen wir nach Lösungen um diesen Ambitionen eine einladende und wohnliche architektonische Form zu geben – und eine gleichwertige Berücksichtigung und Positionierung für jede Benutzergruppe zu gewährleisten.

Das hat zu der äußeren Erscheinung geführt, einem Durcheinander von kleinen „Häusern“, die aufeinander gestapelt wurden, um das Konzept eines „Room for Everyone“ buchstäblich auszudrücken. So fanden wir zu diesem Entwurf; alles ist zentriert um ein Forum und eine Bühne. Von hier werden alle Funktionen erreicht. Uns lag nicht zuletzt an den vielen kleineren Nischen und Verstecken, in denen auch zurück haltende Benutzer mitmachen und Teil des größeren Ziels werden können: Eine Gemeinschaft in all ihrem Reichtum zu manifestieren.

Gab es positive oder negative Überraschungen bei der Umsetzung des Designs?

C.F. Møller Architects: Das Gebäude wurde mit einem bescheidenen Budget realisiert, so dass hinsichtlich technischer und materieller Optimierungen zahlreiche Überlegungen und Entscheidungen getroffen werden mussten. Wir konnten diese aber auch positiv nutzen, wie zum Beispiel das sehr feuchte Gelände, das zu einer umfassenden Landschaftsgestaltung führte, in der der Umgang mit Regen- und Grundwasser Teil des Erlebnisparks des Freizeitparks wird.

Wunsch / Ziel des Bauherrn: Was soll das Projekt leisten können?

C.F. Møller Architects: Die treibende Kraft hinter dem Projekt: Es sich aus einem ursprünglichen Programm zur Erweiterung der angrenzenden International School um Einrichtungen zu einem echten gemeindeorientierten Mehrzweck-Treffpunkt entwickeln. Als die Schule, die Gemeinde und die Sponsoren des Projekts, wie die Realdania-Stiftung und die dänische Stiftung für Kultur- und Sporteinrichtungen zusammen trafen, stieg der Ehrgeiz der Beteiligen und die Unterstützung des Projekts. Das revolutionäre Konzept wurde zu einer prototypischen Nutzung von Schulgebäuden als Gemeinschaftsräume.

Hier ist das gesamte Gebäude als Gemeindezentrum angelegt, dessen Räume und Inhalte darauf ausgerichtet sind, die Bedürfnisse der multiethnischen lokalen Bevölkerung zu befriedigen (insbesondere im Hinblick auf Aktivitäten, die anderswo in Ikast nicht vorgesehen sind), während ein kleiner Teil für den Schulbetrieb von Ikast reserviert ist. Die Idee ist, dass die Schule alle Gemeinschaftsräume für Unterricht, gesellschaftliche Veranstaltungen, Sport, Kultur und Freizeit frei und flexibel nutzen kann, jedoch nur einen kleinen Teil der Fläche dauerhaft besetzt. Auf diese Weise wird Zeit und nicht Raum zugewiesen und der Komplex kann zu einer Ressource und einem Treffpunkt für die gesamte Gemeinschaft werden.

Projekt: ‚The Heart‘

Standort: Ikast, Dänmark

Bauherr: Ejendomsselskabet ISIB A/S (by Bestseller HEARTLAND und Ikast-Brande Municipality), Realdania und das Danish Foundation for Culture and Sports Facilities

Bauaufgabe: Schule

Baubeginn: Februar 2017

Fertigstellung: August 2018

Grundstück: ca. 36000 m²

Geschosse: 2

Nutzfläche: 3800 m2

Materialien (Decke, Wand, Boden):

Hørning Floors (Holzböden), Tarkett (Sportboden), Naturstensgruppen (Schieferböden), Troldtekt (Akustik- und Lüftungsdecken), Ecophon (Akustikfliesen + Absorptionsmittel), In-Sign (Interieur-Birkenholzlatten), Thermoarena (thermisch modifizierte Fassade), Petersen Tegl (Ziegel), IBF (Beton-Außenpflaster), ØSB (Fertigteilbeton), Give Stålspær (Stahlfertigteile)

Weitere Architektenportraits finden Sie hier

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Xaver Egger, Hendrik Rieger

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Die beiden Geschäftsführer von SEHW Architekten, Xaver Egger und Hendrik Rieger, über die Umgestaltung einer Berliner Wohnung für ein Londoner Paar und die Möglichkeiten des kommunalen Wohnungsbaus.
Interview: Christoph Gunßer
Foto: Sabine Winnemuth

Wie kam es zum Bauauftrag für den Umbau einer Berliner Wohnung und wie gingen Sie von SEHW Architekten an die Aufgabe heran?

Der Kontakt zu den Bauherren kam über einen befreundeten Makler zustande. Ziel der Planung war es, ein urbanes Nest zu schaffen.

Welche Besonderheiten gab es im Umgang mit dem Altbau beziehungsweise Dachausbau?

Bauen im Bestand geht immer mit besonderen Schwierigkeiten einher. In diesem Fall war es die Frage nach dem zweiten Fluchtweg.

Welche typischen Elemente der Wohnung haben Sie übernommen, welche getilgt?

Uns war schon bei der ersten Begehung klar, dass wir die gründerzeitlichen Elemente wie die schönen Füllungstüren und das Dachtragwerk erhalten wollen. Ergänzt wurde das Ganze durch Elemente, die die Bauherren aus ihrer alten Heimat London mitgebracht hatten, zum Beispiel den Cottage-Kamin und den Wildschweinkopf. Solche Dinge können eine persönliche Geschichte über die Bewohner erzählen.

Wie brachten sich die Bauherren in die Planung ein?

Zwischenzeitlich ein wenig zu sehr, so dass wir ihnen kurzerhand ein Baumarkt- und Designshopverbot erteilten. Das war aus unserer Sicht notwendig, weil die Beiden nach fertig abgestimmter Planung mit Änderungswünschen kamen, die sie sich bei Besuchen ebendieser Geschäfte geholt hatten.

Nach anderen Wünschen des Bauherrenpaars, die es bereits am Anfang der Planung geäußert hatte, richteten wir uns natürlich. So setzten wir beispielsweise auf grüne Energien, weil der Bauherr eine Fondsgesellschaft für regenerative Energien betreibt.

Wie spiegelt sich das im Raumprogramm, in der Gestaltung und Ausstattung wider?

Eine weitere Besonderheit stellte die riesige Anzahl an Büchern dar. Die Bauherrin ist Kunsthistorikerin mit umfangreichen Literaturbänden. Diese Bibliothek galt es unterzubringen. Daher lag es nahe, das Bücherregal als gestaltgebendes Element, als Rückgrat der Planung zu begreifen. Ein weiteres Leitmotiv war die Reduktion auf das Wesentliche, das zugleich den Hintergrund für bewusst gesetzte Akzente bildet. Der offen gestaltete Grundriss bietet die nötige Flexibilität, um die Räume je nach aktuellem Bedarf zu nutzen.

Gewinnt das Thema Wohnen für Sie von SEHW Architekten an Bedeutung?

Ja, es gibt große Marktveränderungen. In der Branche diskutieren wir viel über serielles und modulares Bauen, um den großen Wohnraumbedarf zu decken. Umso schöner ist es, von Zeit zu Zeit so eine individuelle Bauaufgabe wie in diesem Fall lösen zu dürfen.

Welche Entwicklungen beobachten Sie im Wohnungsbau?

Zunehmend kommt das Wohnen in kommunalen Formen. Was nicht ganz neu ist, aber in der heutigen Zeit einen neuen Schwerpunkt erhält. Wir denken hier an „Shared Living für Young Professionals“. Wir haben so ein Gebäude in Berlin-Moabit realisiert, eine „WG 2.0“. Hier können Neu-Berliner in einem Holzbau mit möblierten Räumen und Anschluss an das digitale und soziale Netz sofort loswohnen. Anscheinend kommt das an, denn die Zimmer sind durchgehend ausgebucht.

Zum Artikel über den Umbau der Berliner Altbauwohnung

Auf die Website von SEHW Architekten

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Christine Edmaier

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Christine Edmaier, Architektin und Präsidentin der Architektenkammer Berlin, plädiert für offene Ausschreibungen und für individuelle Schulgebäude. Diese Ideen bringt sie in die Berliner Initiative Schulraumqualität ein.

Interview: Gabriele Benitz

Berlin wird durch die Initiative Schulraumqualität mit einem Lern- und Teamhäuserkonzept als Vorreiter im Schulbau gepriesen. Worin drückt sich das aus?

Im guten Sinn, weil nun Konzepte und Pläne bestehen und die Facharbeitsgruppe „Schulraumqualität“ der Berliner Schulraumplanung einen Schub versetzt hat. Aber Berlin muss erst noch beweisen, dass es das hinbekommt. Die Konzepte sind keine Berliner Erfindung, es gibt gute Modelle in anderen Bundesländern.

Aus welchen Eckpunkten besteht das Konzept?

Das wichtigste Element des Konzepts, mit dem große Schulen in überschaubare Einheiten aufgeteilt werden, ist das gemeinsame Forum, um das herum sich die Klassen- und Teilungsräume anordnen. In Berlin nennen wir das Konzept „Compartment-Schule“, abgeleitet vom englischen Wort für Abteil. Zwei Compartments mit einer Teamzone für das pädagogische Personal dazwischen bilden jeweils ein Cluster. Das heißt, jeweils sechs Klassen in der Grundschule verstehen sich als kleine Schule in der Schule. Diese Cluster bestehen aus Lern-, Unterrichts- und Ruheräumen und dem flexibel nutzbaren Forum und verfügen über eigene Garderoben, Toiletten und einen Teamraum. Zudem existieren für die gesamte Schule Fachräume, Bibliothek und Mediathek, Aula und Mensa. Das Konzept passt dazu, dass es in Berlin nur Ganztagsschulen gibt. Die Schüler sollen dort in ihren überschaubaren Gruppen den ganzen Tag verbringen und sich heimisch fühlen.

Die Schulbauten sollen neuen pädagogischen Konzepten dienen, was mit der Metapher „Raum als dritter Lehrer“ umschrieben wird. Was ist damit gemeint?

Die Vorteile gegenüber der in Berlin weit verbreiteten Flurschule, wo die Klassenräume von langen Fluren abgehen, liegen auf der Hand. Wir gehen davon aus, dass die Räumlichkeiten Impulse bei Schülern und Lehrern freisetzen, allein schon durch das Zentrum, in dem man sich trifft. Der Unterricht findet in verschiedenen Räumen und Zonen statt. Die Klassen können Partnerschaften mit anderen Klassen bilden. Hohe Standards wie gute Akustik, Luft und Licht, Farbkonzepte und natürliche, gesunde Materialien wirken zusätzlich. Ich behaupte, dass gute Architektur im umfassenden Sinn eine pädagogische Wirkung hat.

Wie beeinflusst die Städtebausituation die Architektur und damit die Schulraumqualität?

Die Schemazeichnungen zeigen symbolisch, wie sich die Klassenräume um ein rundes Forum anordnen. Da liegt ein runder Grundriss nahe. In der Praxis dürfte das ein Problem darstellen, denn es existieren nicht überall große Grundstücke, die raumgreifende Grundrisse erlauben. Deshalb plädiere ich dafür, dass jede Schule individuell an das vorhandene Grundstück angepasst wird. Angesichts des auch in Berlin knappen Baugrunds müssen wir uns überlegen, wie viele Klassen respektive Compartments übereinander gestapelt werden können. Zweigeschossige Schulbauten wird es künftig wohl kaum noch geben. Außerdem existieren in Berlin viele denkmalgeschützte Backsteinbauten aus der Gründerzeit. Ein Problem bei der Sanierung und Modernisierung liegt oft im Brandschutz, dennoch lassen sich auch hier gute Lösungen finden.

Es wurden Musterraumprogramme entwickelt. Von wem?

Das Raumprogramm hat besagte Arbeitsgruppe entwickelt, in der ich die Architektenkammer vertreten habe. Wir arbeiteten gut zusammen und erzielten schnell Ergebnisse. Die Vorarbeit aus anderen Bundesländern kam uns zugute. Auch wenn die Bauverwaltung die Ergebnisse etwas zurecht gestutzt hat, lässt sich das Resultat immer noch sehen. So entstand beispielsweise für Grundschulen ein Flächengewinn bei der pädagogischen Fläche pro Schüler von 5,8 auf 7,4 m².

In welcher Form fließt das Musterbauprogramm in die Planungswettbewerbe ein?

Es ist eine verbindliche Vorgabe für einen derzeit ausgelobten Wettbewerb. Leider favorisiert der Senat vor allem die Version modularer Schulgebäude, die an mehreren Grundstücken durch Generalunternehmen realisiert werden sollen. Er begründet das mit Personalmangel in den Bauabteilungen. Das können wir entkräften, denn wir Architekten übernehmen die Planung, die Ausschreibungen und die Bauleitung, wenn man uns lässt. Es entsteht also nicht unbedingt mehr Arbeit für die Ämter.

Sie weisen auf die Gefahr hin, dass Kosteneinsparungen bei der Schulraumqualität im Vordergrund stehen und stellen sich gegen Generalplaner. Mit welchen Argumenten?

Die Architektenkammer Berlin vertritt 8 500 Mitglieder. Wir haben hier eine Struktur mit vielen kleinen Architekturbüros. Wenn man die Wettbewerbsteilnahme nur Büros erlaubt, die als Generalplaner auch die Fachplanung mitliefern, fühlen sich viele unserer Mitglieder von dem Verfahren ausgeschlossen, zumal die Haftungsrisiken groß sind. Deshalb wäre es schade, ein so ehrgeiziges Schulbauprogramm zu erstellen und gleichzeitig den innovativen kleineren, und jüngeren Büros keine Chance einzuräumen.

Welche Qualitätsstandards sollten beim Planungs-und Ausführungsprozess eingehalten werden?

Die Facharbeitsgruppe bewertet solche Standards positiv, aber bei ihrer Festlegung haben wir noch keine großen Fortschritte erzielt. Die Formulierungen bleiben zu allgemein. Deshalb hat die Schulverwaltung eine Task Force gebildet, die Standards festlegt. So reichen etwa die gängigen Akustikstandards nicht aus. Das gleiche gilt für die Lüftung. In Berlin wurden seit Jahren keine Schulen mehr gebaut, weil man sich nicht auf einen Lüftungsstandard einigen konnte. Und ein Passivhausstandard wie im Wohnungsbau ergibt für Schulen keinen Sinn. Die Architektenkammer macht eine Fortbildungsreihe zum Schulbau, bei der diese Punkte im Fokus der Diskussion stehen.

Ihnen geht es um zufriedene Lernende und Lehrende und nachhaltige Gebäude. Wie kann das funktionieren?

Natürlich kommt es ganz wesentlich auf die Materialien, Farben und die Möblierung an. Architekten kämpfen dafür, dass sie individuelle, an die Architektur angepasste Möbel selbst entwerfen. Ähnliches gilt für den Einsatz schöner Materialien, die keinesfalls teurer sind als herkömmliche. Es gibt auch gute Beispiele für modulare Schulen. Da muss man aber noch mehr Wert auf eine gute Innenausstattung legen. Das Berliner Büro die Baupiloten arbeitet derzeit an der Innenausstattung einer solchen Schule.

Der Senat will von 2017 bis 2026 etwa 5,5 Milliarden Euro für 60 neue Schulen und die Sanierung von Bestandsbauten investieren. Reicht die Investitionssumme aus?

Die vorgestellten Zahlen haben für mich eher symbolischen Wert. Erst in den kommenden Jahren zeigt sich, ob die geplante Summe ausreicht. Es gibt in Berlin bereits einen Sonderfond, der für den Schulbau eingesetzt werden kann. Davon wurde bislang nur ein Bruchteil abgerufen. Meistens dauert der Mittelabfluss länger als geplant.

Besteht die Gefahr, dass Fehler der Schulbauprogramme der 1970er-Jahre und 1980er-Jahre wiederholt werden?

Es entstehen wieder die gleichen Mechanismen. Wenn Baugesellschaften schlüsselfertige Produkte anbieten, wollen sie in erster Linie Geld verdienen. So können sich Fehler wiederholen, wenngleich solche Betonmonster sicher nicht mehr gebaut werden.

Wie kann man dem im Sinne der Schulraumqualität entgegensteuern?

Auch der Berliner Finanzsenator sieht den Bedarf für ein langfristiges Programm, das die Wirtschaft vor Ort durch kleinteilige Aufträge stärkt. Man müsste die geplanten Modulschulen an Pilotprojekten testen, bevor man große Stückzahlen baut. Doch dafür ist angeblich keine Zeit und so will man das Risiko eingehen. Bewährte Methoden ziehen, wenn es schnell gehen soll. Verzögerungen entstehen meist weniger beim Planen und Bauen als bei den komplexen Genehmigungsmechanismen und im überbürokratisierten Finanzierungs- und Förderungsdschungel



Christine Edmaier
ist freischaffende Architektin und betreibt seit 1992 ein eigenes Büro für Architektur und Städtebau, seit 2015 als Arge mit S.E.K. Architektinnen. Von 2003 bis 2008 war sie Vorsitzende des BDA Berlin. Seit 2013 ist sie Präsidentin der Architektenkammer Berlin.

Portrait: privat

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Samira Boon

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Bis zu 8 mal 3 Meter messen die Skulpturen, mit denen Samira Boon Räume aufteilt, Licht lenkt und Akustik reguliert. Ein Gespräch über das Potenzial von textiler Architektur.

Autorin Johanna Neves Pimenta

Sie sagen, Textilien seien die Zukunft der Architektur. Warum?

Samira Boon: Wir glauben, dass sie die Architektur viel dynamischer machen. Sie können sich unterschiedlichen Umständen anpassen, beispielsweise, wenn man in kurzer Zeit kleine Räume in große integrieren will. Das macht sie in ökonomischer und ökologischer Hinsicht interessant.

Nun beginnen Sie, auch an Smart Textiles zu forschen. Was reizt Sie daran?

Samira Boon: Unsere Arbeit hat zwei Grundwerte: Der eine ist die Funktion, der andere die emotionale Bindung, die der Nutzer aufbaut. Letztere entsteht, wenn die Architektur, die Umgebung, lebt und auf einen reagiert. Um das zu erreichen, braucht man aber kein Hightech.

Nehmen wir beispielsweise japanische Tempel. Man kann den gesamten Innenraum und das Verhältnis zwischen innen und außen mit Schiebetüren verändern. Das ist für uns der Inbegriff einer smarten Lösung. Auch die smarten Textilien, an denen wir arbeiten, werden auf ihre Umgebung und die Nutzer reagieren. Wir wollen sie so verständlich wie möglich gestalten: Umso simpler etwas ist, desto smarter kann es sein.

Gilt das auch für Ihren ‚Interactive Elevator‘, dessen Textilwände auf die Körperwärme der Passagiere reagieren, indem sie die Farbe ändern?

Samira Boon: Bei dem Projekt hat uns inspiriert, dass wir uns unserer Handlungsweisen und Körpereigenschaften gar nicht so bewusst sind. In einem Fahrstuhl steht automatisch jeder an der Wand, egal, wie viel Platz ist. Und obwohl jeder ein vages Bewusstsein für die Individualität seiner Fingerabdrücke hat, nimmt kaum jemand seine eigene Körpertemperatur wahr. Ich denke, es ist spannend, mit Verhaltensmustern zu spielen und Menschen ihre Eigenschaften aufzuzeigen.

Wie haben Sie das Textil dafür entwickelt?

Samira Boon: Mit Recherche, das ist unsere Spezialität. Wir haben dafür ein hitzeempfindliches Garn gefunden.

Forschen Sie auch?

Samira Boon: Wir arbeiten viel mit Universitäten zusammen, etwa mit Professor Tomohiro Tachi aus Tokio, der Experte für mathematische Origami-Modelle ist. Für ihn ist es faszinierend, zu sehen, wie in Zusammenarbeit mit uns und dem TextielLab Tilburg die computergenerierten Strukturen zu Textilien werden. Ein anderes Beispiel ist unsere Zusammenarbeit mit der Hochschule Amsterdam. Wir haben zwei Biokomposite aus alten Jeans und Kaffeesack-Jute entwickelt und ihnen bei nur 4 mm Stärke durch Origami-Faltungen Steifheit gegeben.

Noch arbeiten Sie vor allem mit Textilien, in die Faltstrukturen eingewebt sind. Wie haben Sie das Origami-Prinzip für sich entdeckt?

Samira Boon: Nach meinem Architekturstudium in den Niederlanden durfte ich ein Stipendium in Japan absolvieren und habe dort traditionelle Handwerkstechniken, wie etwa Origami, entdeckt. Was mich daran reizt, ist die Technik: Wie man aus einem flachen Blatt oder Stück Stoff durch wenige Falten eine selbsttragende Struktur generieren kann, oder wie man etwas, das kompakt war, riesengroß öffnen kann. Das ist für Orte mit begrenztem Stauraum extrem attraktiv. Zudem spielt eine dreidimensionale Oberfläche konstant mit der Wahrnehmung des Nutzers.

Und was ist an Ihren Anwendungen so besonders?

Samira Boon: Es hat einige Jahre gedauert, bis es uns möglich war, solche Strukturen zu weben. Besonders schwierig war das Upscaling von kleinen zu großen Formaten. Mittlerweile können wir schon im Vorfeld digital Textilien simulieren und Garne aussuchen, das Weben erfolgt automatisch. Sonst wären so große Skulpturen wie unsere auch gar nicht möglich.

Wie ergänzen sich Faltungen und moderne Technologien?

Samira Boon: Nehmen wir die ‚Archi Folds‘, Textilien mit eingewebter Origami-Struktur. Indem man den Faltwinkel geringfügig ändert, kann man Sonne durchlassen oder blockieren. Wir wollen im Rahmen unseres Smart Textiles Forschungsprojekts ‚Archi Folds 2.0‘ kleine Sensoren integrieren, die Sonnenlicht erkennen und entsprechend der Wünsche des Nutzers reagieren, um das Raumklima zu regulieren. Auf lange Sicht wäre es zudem reizvoll, auszuloten, ob die Faltstruktur sich auch eignet, um Energie zu gewinnen.

Haben Sie ein Lieblingsgarn, mit dem Sie arbeiten?

Samira Boon: Da wir immer Einzelanfertigungen machen, komponieren wir das Textil jedes Mal neu. Für ein akustisch wirksames Gewebe würden wir dichtere Garne nutzen als für eine Leichtbaustruktur, die die Sonne abschirmen soll. Darum gibt es nicht das eine Garn oder Webmuster. Grundlage sind aber immer die Sicherheitsanforderungen an die Garne. Das ist auch der große Unterschied zum Textildesign.

Wie werden Sie Anforderungen wie dem Brandschutz gerecht?

Samira Boon: Wir arbeiten mit zertifizierten Garnen und lassen unsere Textilien testen. Dahingehend besonders herausfordernd war ein Projekt für den Flughafen Schiphol. Während man in anderen Projekten Textilien vor Ort behandeln kann, ist der Flughafen ja 24 Stunden in Betrieb. Dass es uns trotzdem gelungen ist, die strikten Anforderungen zu erfüllen, hat uns extrem stolz gemacht: Auch für die Betreiber war es ja das erste Mal, dass sie mit Textilien gearbeitet haben.

Auch renommierte Studios wie UN Studio, Droog oder Next Architects ziehen Sie bei Textilfragen heran. Was ist dort Ihre Aufgabe?

Samira Boon: Wenn Architekten auf uns zukommen, haben sie meist spezifische Fragen. Beim ersten Meeting sprechen wir jedoch neben der technischen Umsetzung vor allem über die Visionen. Mit UN Studio arbeiten wir beispielsweise an einem Pavillon. Für dynamische Architekturen eignen sich unsere Textilien ideal.

Und wie halten Sie mit dem raschen technischen Fortschritt mit?

Samira Boon: Zum einen besuchen wir viele Messen. Zum anderen legen wir Wert darauf, nicht in den Beschränkungen der Maschinen zu denken. Wir fragen uns immer: Wenn wir träumen würden, wie würde das Textil aussehen?

Ist das auch Ihr Weg beim Smart Textiles Projekt?

Samira Boon: Ja. Wir wissen noch nicht viel über die Sensoren, also beginnen wir mit Wissensgewinn. Dann testen wir mit kleinen Machbarkeitsstudien, was möglich ist, und stecken uns neue Ziele. Anzufangen, Modelle zu bauen, ist immer ein aufregender und toller Moment. Manches geht schief, aber das führt immer dazu, dass wir Neues entdecken.

Und was ist für Sie der herausforderndste Teil der Arbeit?

Samira Boon: Zu wissen, was fürs Upscaling nötig ist. Und während all der Änderungen, die während eines Projektes geschehen, nahe an der Ursprungsvision zu bleiben: Gesunde Umgebungen zu schaffen, die flexibel sind, dynamisch und taktil, die anregen und alle Sinne ansprechen. Das ist ein Traum, den wir mit unseren Kunden teilen – etwas zu erschaffen, das für jeden Beteiligten Wert hat.

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Samira Boon

Der gelernten Architektin Samira Boon gelang es, Origami-Prinzipien in Webstrukturen zu übertragen und so funktionale Textilskulpturen zu erschaffen. Ihre Arbeiten findet man in Theatern, Banken und Flughäfen.

Webseite der Architektin

French Touch


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Aguilo + Pedraza

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Stahl hat große gestalterische Qualitäten, die viel zu selten für die Innenarchitektur genutzt werden. Wenn es der bauliche Brandschutz zulässt, kann man aus Stahl ein lichtes und leichtes Haus bauen. Mit ihrem Projekt Casa IPE treten die chilenischen Architekten Aguilo + Pedraza den Beweis an.

Beschreiben Sie Ihre Designphilosophie:

Aguilo + Pedraza: Unsere Designphilosophie ist eng mit Material und Konstruktion verbunden. Wir verstehen Architektur als einen Akt der Konstruktion. Sämtliche Projektentscheidungen hängen mit baulichen Überlegungen zusammen. Wir sind sehr an Details interessiert, da wir glauben, dass sie die Qualität und den Unterschied ausmachen.

Wie findet Ihr eure Inspirationen?

Aguilo + Pedraza: Inspirationen finden wir vor allem in Materialien und Formen. Eine Skulptur ist eine faszinierende Art, sich dem Thema zu nähern, ohne das gleich zu Beginn eine funktionelle Architektur gesucht wird . So finden wir oft Inspirationen in dieser Kunstdisziplin. Carl Andre, Donald Judd, Richard Long, Sol LeWitt, Jorge Oteiza sind einige Bildhauer, die wir wirklich bewundern und inspirieren. Außerdem lassen wir uns von einigen lokalen architektonischen Elementen inspirieren. Zum Beispiel verwenden wir oft Dächer mit riesigen, ausgedehnten Traufen, die in den traditionellen „casas chilenas coloniales“ des 19. Jahrhunderts in der chilenischen lokalen Architektur sehr verbreitet sind.

Welches Projekt war das wichtigste für die Entwicklung des Büros – und warum?

Aguilo + Pedraza: Jedes Projekt war für uns wichtig. Der erste, das Holzhaus „Casa Dos Robles“, ist für uns etwas ganz Besonderes. Wir haben dort viel gelernt, weil wir aus Holz gebaut haben, einem Material, das wir in unseren Projekten oft verwenden. Ein weiteres Projekt, auf das wir sehr stolz und begeistert sind, ist die Erweiterung und Neugestaltung des chilenischen Historischen Museums. Dies war ein nationaler öffentlicher Wettbewerb, den wir 2013 gewonnen haben. In den letzten Tagen wurde in nationalen Zeitschriften angekündigt, dass bis Ende dieses Jahres mit dem Bau begonnen werden soll. Dies ist bei weitem unser wichtigstes Projekt aufgrund seiner nationalen und öffentlichen Bedeutung.

Woraus bestand die Herausforderung?

Aguilo + Pedraza: Die wichtigste Herausforderung der CASA IPE war ein konstruktives/ästhetisches Thema. Die Herausforderung bestand darin, die Ästhetik des Projekts durch seine Struktur zu vermitteln. Wir planten eine Enthüllung der Tragstruktur in den Fassaden, wobei die Abschlusselemente hinter der Struktur zurückbleiben.

Gab es bei der Realisierung des Designs positive oder negative Überraschungen?

Aguilo + Pedraza: Es ist sehr anspruchsvoll eine Konstruktion zu finden, die sichtbar bleibt. Diese Konstruktion muss perfekt sein, da sie Struktur final sichtbar bleibt und die Architektur beeinflusst. („terminaciones“). Das ist manchmal sehr anspruchsvoll, da eine gute Konstruktion schwer zu erreichen ist. Du musst sehr präsent und streng durch den Bauprozess gehen. In der positiven Seite war es während des Entwurfs der Tragstruktur überraschend, dass die Stahlkonstruktion bereits im Entwurf tatsächlich so leicht erschien, wie sie letztlich auch gebaut wurde. In Chile gibt es große Erdbeben, so dass die Struktur oft viel schwerer wird, als man erwartet hat. In diesem Fall blieb das, was von uns vorgeschlagen wurde, praktisch ohne Veränderung und erreichte die Leichtigkeit und das schwebende Bild, wir beabsichtigten.

Wunsch/Ziel des Bauherrn. Was sollte das Projekt leisten können?

Aguilo + Pedraza: Die Besitzer kauften dieses Gelände in einem Vorgebirge der Anden, um eine enge Beziehung zur Natur aufzubauen. Wir glauben, dass dieses Ziel durch die Gestaltung des Hauses vollständig erreicht wurde. Das Haus ist durch seine Stahlrahmenkonstruktion abgehängt und lässt das natürliche Terrain durchqueren, das auch einen weiten Blick auf die spektakulären Berge ermöglicht.

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Architekturbüro Aguilo + Pedraza arquitectos

Gegründet 2002 in Santiago/Chile. Mitarbeiter: sechs. Arbeitsgebiete: Wohnhäuser, Bildungsgebäude, Museen, Büros

www.aguilopedraza.cl


Factsheet

Projekt: Casa IPE

Standort: Santiago/RCH, Los Andes premountain range

Bauherr: Aguilo + Pedraza arquitectos/Rodrigo Tejo

Bauaufgabe: Wohnhaus

Fertigstellung: 2018

Grundstück: 1 740 m²

Geschosse: 2

Nutzfläche: 335 m²

Materialien (Decke, Wand, Boden): Decken und Wände: Lenga-Südbuche; Boden: großformatige Fliesen; Sanitärausstattung: Hansgrohe, Vitra, Duravit; Möblierung: von lokalen Tischlern hergestellt


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Sauerbruch Hutton

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Obwohl Mestre und Venedig zusammengehören, führt die Stadt auf dem Festland ein Schattendasein. Mit dem neuen Museumsquartier M9 haben Sauerbruch Hutton einen Ort lokaler Identifikation geschaffen: Mithilfe einer Architektur, die geschickt Bestand, Materialien und Nutzungen miteinander verwebt.

Worin bestand die Herausforderung?

Mestre führte innerhalb der Kommune Venedig immer ein Schattendasein als “backyard” der Lagunenstadt, auch wenn ein Großteil der Venezianer in Mestre lebt. Mestre ist geprägt von heterogenem Bestand durchmischter Provenienz und – bislang – von deutlichem Mangel an kulturellen Angeboten. Als sozialer und programmatischer Ort bereichert M9 das öffentliche Leben mit vielschichtigen Angeboten. Als Anziehungspunkt für Bürger ebenso wie Besucher bietet es einen wichtigen wirtschaftlichen Stimulus für Mestre.

Gab es bei der Realisierung des Entwurfs Überraschungen?

Noch während des ersten Jahrs der Zusammenarbeit am M9-Areal waren der Bauherr und alle beteiligten kommunalen Akteure so überzeugt von unserem städtebaulichen Gesamt- und Erneuerungskonzept, dass sie sich dazu entschlossen, weitere angrenzende Grundstücke zu erwerben.

Auf diese Weise wurde das Projekt ausgeweitet und bezieht die Renovierung und Re-Integration zusätzlicher Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft mit ein, um die Verflechtung mit der bestehenden Stadtstruktur weiter zu verdichten.

Während der Erstellung der Baugrube wurden archäologische Überreste im Baugrund gefunden, deren Sicherung einige Verzögerung des Bauablaufs nach sich zog.

Wunsch / Ziel des Bauherrn. Was sollte das Projekt können?

M9 ist Katalysator der Umgestaltung Mestres und bildet den Rahmen für eine Optimierung der Bestandssituation durch kontextuelle, ökologisch nachhaltige Renovierung.

Ein bestehender Bürobau erhielt eine neue energetisch optimierte Fassade, deren Schaufenster zur Via Poerio die unmittelbare Umgebung beleben, ebenso wie Restaurants und Geschäfte in den Arkaden des ehemaligen Klosters. Das Projekt M9 bringt einen neuen kulturellen Fokus ins Zentrum Mestres und reichert behutsam das Stadtgefüge an.

Ohne Schwelle zwischen Innen und Außen

Es adressiert Bewohner wie Touristen, Jung wie Alt. Als sozialer Ort erhält es die Essenz der europäischen Stadt am Leben. Teils Bildungs-, teils Veranstaltungsort, dient es in Mestre, auf Venedigs terra ferma, als komplementäres Gegenüber zu der vom Tourismus dominierten Inselstadt vor allem als Ort lokaler Identifikation.

Die Schaffung einer Piazzetta im Mittelpunkt des Viertels ist Triebfeder einer angehenden Stadterneuerung. Die Piazzetta bildet den gemeinsamen Fokus und schafft gemeinsam mit der Fußwegverbindung, die diagonal zwischen den Museumsneubauten und den durch Restaurants und Geschäfte belebten Innenhof des Klosters hindurch verläuft, eine neue Beziehung zwischen der belebten Piazza Erminio Ferretto und der Via Cappuccina.

Zum Projekt

https://www.md-mag.com/projekte/museen/mestre/


Portrait: Claire Laude, (v.l.n.r.) Matthias Sauerbruch, Louisa Hutton, Juan Lucas Young

Architekten

Büro: Sauerbruch Hutton
Gründungsjahr: 1989
Mitarbeiter: rund 90
Arbeitsgebiete: Architektur, Städtebau und Gestaltung

www.sauerbruchhutton.com

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Xaver Egger, Hendrik Rieger


Fact Sheet

Projekt: M9 Museumsquartier
Standort: Via Pascoli 11, 30171 Mestre VE/I
Bauherr: Polymnia Venezia srl, Venedig/I

Bauaufgabe: Museumsneubau mit Mediathek und Auditorium sowie Umnutzung von Bestandsgebäuden zu Büros, Konferenzzentrum, Einzelhandel, Gastronomie
Fertigstellung: Dezember 2018
Geschosse: fünf (EG + 3 OG + 1 UG)
Bruttogrundfläche: 25 600 m² BGF

Materialien: Fassade: NBK Keramik GmbH, Emmerich am Rhein, https://nbkterracotta.com; Holzeinbauten im Innenraum: Pollmeier Massivholz GmbH & Co. KG, Creuzburg, www.pollmeier.com


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ZGF Architects

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Der Google Spruce Goose-Campus logiert in einem denkmalgeschützten Hangar und vereint im kalifornischen Playa Vista zwei vormalige Google-Standorte in einem. Die baulichen Interventionen von ZGF Architects sind der Holzkonstruktion nur vorgestellt: eine adaptive Umnutzung.

ZGF Architects, Los Angeles, www.zgf.com

Eigentümer: über Partnerschaft

Gründungsjahr: 1988

Mitarbeiter: 103

Arbeitsgebiete: Architektur, Innenarchitektur, Städtebau und Design, Umweltgrafik und Fertigung

Beschreiben Sie Ihre Designphilosophie:

Wir haben uns angeschaut, wie die Unternehmensstruktur unseres Auftraggebers beschaffen ist, und die ereignisreiche Geschichte des Gebäudes untersucht. Das Projekt hat einen absolut einzigartigen Gestaltungsansatz erfordert und gleichzeitig eine umfangreiche Restaurierung der ursprünglichen Holzrahmenkonstruktion. Unser Designteam hat ein geeignetes Konzept entworfen mit dem Ziel, mit leichter Hand ein Wechselspiel zwischen Aktuellem und Historischen zu schaffen.

Google Spruce Goose
Die Büroetagen sind topografisch angelegt. In der atriumartigen, offenen Umgebung haben Akustik und Beleuchtung zentrale Bedeutung. Ganz im Hintergrund hängt eine Skulpturenwolke aus 2 800 einzeln aufgehängten Chromkugeln. Foto: Connie Zhou

Im Gebäudeinneren wollten wir eine Ästhetik erzeugen, mit der die Marke ein ausgereiftes und differenziertes Umfeld erhält; gleichzeitig sollte das ansprechende Nutzererlebnis geboten werden, für das Google bekannt ist. Die neue Materialität ist äußerst subtil und setzt die ursprüngliche Holzstruktur gekonnt in Szene. Die Textur spielt eine größere Rolle als die Farbe, wobei matte Oberflächen bevorzugt wurden: Zum Teil bestehen die Oberflächen aus gebürstetem Metall, die Fenster und die Unterteilungen in den Bürobereichen haben schwarze Metallrahmen, Teppiche und Betonböden sind monochrom. Das bei einem Teil der Möblierung und in den Wandverkleidungen verwendete Holz schlägt eine Brücke zur ursprünglichen Holzstruktur. Farbe und Muster tauchen als Elemente in verschiedenen Möbelstücken auf, die sorgfältig ausgewählt und vielfach für jeden Raum speziell angefertigt wurden.

Google Spruce Goose
Die Oberflächen bestehen teilweise aus gebürsteten Metallbekleidungen an den Wänden, schwarzen Stahlfenster- und Bürorahmen sowie monochromatischen Teppichen und Betonböden. Foto: Connie Zhou

Woher kommen Ihre Inspirationen?

In diesem Fall haben wir uns von der bewegten Geschichte des Hangars inspirieren lassen. In den ersten Jahren wurden hier einige der wichtigsten Entwicklungen im Flugzeugbau vollzogen, und in jüngerer Vergangenheit spektakuläre Szenen etlicher Hollywood-Monumentalfilme gedreht. Die neuen Büroetagen sind von der Innenhülle zurückgesetzt und stehen in einer strategischen Beziehung mit der ursprünglichen zentralen Mittelachse.

Google Spruce Goose
Der ‚Spruce Goose Hangar‘, der sich zwischen zwei bestehenden Google-Standorten befindet, vereint die Präsenz am Playa Vista in einem einzigen Campus. Foto: Connie Zhou

So wird einerseits durch die Beibehaltung der riesigen Blickachsen in Längsrichtung an die Geschichte und die Form des Gebäudes erinnert und gleichzeitig sichergestellt, dass die einzigartige Struktur des früheren Spruce Goose Hangar von jedem Punkt aus sichtbar und spürbar bleibt. Vor allem soll die Idee des Fliegens vermittelt werden. Nicht nur im wörtlichen Sinn (als Tribut an die Geschichte des Hangars bekamen die Telefon-, Meeting- und Konferenzräume von der Luftfahrt inspirierte Namen oder wurden nach ästhetischen Themen benannt – z.B. Butterfly oder Zero Gravity), sondern auch im metaphorischen Sinne, um den unkonventionellen Google-Mitarbeitern Rechnung zu tragen und das Moonshoot-Ethos zu versinnbildlichen, das hinter den Innovationen des Unternehmens steckt.

Google Spruce Goose
Die Materialität des Neubaus ist subtil, die originale Holzstruktur des Hangars spielt die Hauptrolle. Foto: Connie Zhou

Acht lokale Künstler haben Installationen beigetragen, die über den Innenraum verteilt sind. Alle haben sie sich von der ereignisreichen Geschichte von Google, dem legendären Flugzeug Spruce Goose von Howard Hughes und von der City von Los Angeles inspirieren lassen. Eine dieser Installationen ist eine Ghost Ship genannte Skulptur, die im Hauptatrium hängt. Sie besteht aus 2.800 einzeln aufgehängten Chromkugeln und wirkt wie eine abstrakte Wolke, bis man sie aus einem ganz bestimmen Blickwinkel sieht und sie sich als „Geist“ jener H-4 Hercules zu erkennen gibt, die schließlich den Spitznamen Spruce Goose erhielt. (Alle Kunstwerke wurden von SPMDesign, Los Angeles, kuratiert.)

Google Spruce Goose
Acht Kunstinstallationen ergänzen die Innenarchitektur.
Foto: Connie Zhou

Welches Projekt war für die Entwicklung des Büros am wichtigsten und warum?

Die Umnutzung des Spruce Goose Hangars geht auf die langjährige Präsenz des Unternehmens Google in der Playa Vista Community zurück. Der Komplex erfüllt ein örtliches Wahrzeichen, das seit einem Dreivierteljahrhundert eng mit seinem Umfeld verbunden ist, mit neuem Leben. Ted Hyman, einer unserer Partner bei ZGF, hat das so ausgedrückt: „Wir haben große Hochachtung vor der Entscheidung Googles, dem Spruce Goose Hangar eine neue Daseinsberechtigung zu geben.

Die Bedeutung des Projekts liegt nicht nur in der Erhaltung einer historischen Holzstruktur und der Schaffung eines der wohl spektakulärsten Arbeitsplätze der Welt, sondern auch in der adaptiven Umnutzung des Hangars. Sie hat – im Vergleich mit einem Abriss und völligen Neubau – die Auswirkungen auf die Umwelt und die Bevölkerung ganz erheblich verringert.

Google Spruce Goose
Großformatige Fenster, die in den Tagen von Howard Hughes die gesamte Länge des Hangars geziert hatten, später vernagelt waren, wurden freigelegt und in ihren ursprünglichen Zustand gebracht. Foto: Connie Zhou

Hier ist ein einzigartiges Gebäude entstanden, ein Haus-im-Haus, dessen Gestaltung ein ikonisches Wahrzeichen neu belebt. Darüber hinaus wird die kreative Unternehmenskultur von Google im Zusammenhang mit den historischen innovativen Errungenschaften des Hangars widergespiegelt.“ Wir zeigen mit diesem Projekt, dass große Räume aus vergangenen Zeiten klug und strategisch neu genutzt werden können, und zwar so, dass ihre Geschichte und die charakterstiftenden Merkmale im Fokus stehen, während gleichzeitig High-Tech-Unternehmen und hochwertige Gestaltungselemente integriert werden.

Eine Stellungnahme zum Projekt:

Woraus bestand die Herausforderung?

Die Gestaltungsaufgabe umfasste verschiedene Bestandteile: Der von Howard Hughes, Flugzeugkonstrukteur und Ikone der Traumfabrik Hollywood, gebaute Hangar sollte renoviert, erhalten und einer adaptiven Neunutzung zugeführt werden; gleichzeitig sollten im Inneren vier neue Ebenen eingefügt werden. Die neue Architektur innerhalb des riesigen offenen Raums entstand zu beiden Seiten der voll restaurierten Mittelachse, die den Hangar in Längsrichtung unterteilt und ursprünglich die Büros der Luftfahrtingenieure beherbergt hatte.

Google Spruce Goose
Ziel der ZGF Architekten war es, ein Wechselspiel zwischen zeitgenössischem Neubau und historischem Altbau zu schaffen.
Foto: Connie Zhou

In Übereinstimmung mit den Anforderungen der denkmalschützerischen Instandsetzung blieben die knapp 23 m hohen Holzbögen und seitlichen Holzverkleidungen erhalten und nach innen freigelegt. Die Mittelachse, die den ca. 229 m langen Hangar teilt, wurde sorgfältig dekonstruiert und aus feuerfestem Stahl und Beton neu aufgebaut, ehe sie mit den gleichen Holzpaneelen neu verkleidet wurden. Die in Reihen in Längsrichtung angeordneten Oberlichter aus Howard Hughes Zeiten, die während der Nutzung des Hangars als Filmset mit Brettern vernagelt worden waren, wurden freigelegt und in ihre ursprüngliche Form zurückverwandelt.

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In der atriumartigen Umgebung des alten Hangars sind Akustik und Beleuchtung von zentraler Bedeutung. Foto: Connie Zhou

Matthew Tribe, der für das Projekt zuständige technische Direktor bei ZGF und einer unserer Associate Principals, formuliert das so: „Der Spruce Goose Hangar ist ein historisches Gebäude, dessen Struktur und Hülle ausschließlich aus Holz besteht. Also mussten wir uns mit einer Reihe von Zwängen auseinandersetzen und entscheiden, was wir innerhalb des vorhandenen Gebäudes wie und an welcher Stelle einfügen konnten. Deshalb haben wir ein einzigartiges Design entwickelt, das die ästhetischen Anforderungen erfüllt und darüber hinaus sicherstellt, dass die geschützten Elemente intakt bleiben.“

Google Spruce Goose
Der historische, zweischiffige Spruce Goose Hangar wurde vollständig restauriert und vom Architekturbüro ZGF in einen Büro- und Veranstaltungsraum verwandelt.
Foto: Connie Zhou

Zu den zentralen Anliegen in einer solchen atriumartigen Umgebung zählen Akustik und Beleuchtung. Wir haben umfangreiche Studien und Tests durchgeführt, um für beides eine optimale Lösung zu finden. Die Lichttechnik nutzt das natürliche Tageslicht, das durch die ehemaligen Oberlichter einfällt, und kombiniert diese Lichtquelle mit neu hinzugefügten Skylights und individuell gesteuerten Arbeitsplatzbeleuchtungen. Die Akustik wird in allen Bereichen durch entsprechend gestaltete Bodenplatten gesteuert und unterstützt. Abgeschlossene Büro- und Konferenzräume liegen neben offenen Arbeitsbereichen, die den Schall von einem Bereich zum nächsten und von einer Ebene zu nächsten abschotten und dämpfen.

Worin bestanden die Wünsche/Ziele des Bauherrn? Was sollte das Projekt können?

Der Hangar liegt zwischen zwei bereits bestehenden Google-Standorten. Mit dem Spruce-Goose-Projekt wollte das Unternehmen seine Präsenz auf dem Playa Vista Campus abrunden und zu einem Gesamtkomplex vereinen. Durch die adaptive Neunutzung erhält das Thema Arbeitsplatzgestaltung eine neue Perspektive. Google ist bemüht, seinen Angestellten eine innovative und inspirierende Umgebung zu bieten. Im Hangar untergebracht sind neben den Arbeitsplätzen und Konferenz- und Veranstaltungsräumen auch Komforteinrichtungen. Neben den programmatischen Anforderungen bestand eines der Hauptziele in der Gestaltung des Hangars seine Geschichte spürbar zu erhalten und die Großartigkeit der historischen Originalstruktur zu bewahren.

Google Spruce Goose
Interaktion und Gespräch sind Teil der Arbeitsatmosphäre des Internetgiganten Google. Foto: Connie Zhou

Unser ZGF-Teammitglied Kristi Paulson hat das Projekt als Chefdesignerin betreut. Sie sagt dazu: „Als Google auf uns zukam und den Wunsch nach einer frischen Perspektive auf die Gestaltung von Arbeitsplätzen im symbolträchtigen Spruce Goose Hangar äußerte, begaben wir uns auf eine hochgradig iterative und innovative Forschungsreise durch Ausprobieren und Lernen. Als Architektin war es für mich eine bestärkende Erfahrung, mich auf den offenen Gesprächsansatz von Google einzulassen und mit schnell auftauchenden Ideen zu reagieren. Bei diesem Projekt nahm unser Gestaltungsprozess eine agile Form an, die Flexibilität zuließ, aber gleichzeitig auch Entschlossenheit erforderte. Gemeinsam haben wir eine intelligente und sehr ansprechende neue Büroform geschaffen, die ihre historische Hülle anerkennt und doch unabhängig davon existiert.“

Weitere Interviews finden Sie hier

Monika Lepel


Factsheet

Projekt: Google Spruce Goose

Standort: Playa Vista, Kalifornien/USA

Bauherr: Google

Bauaufgabe: adaptive Umnutzung des historischen ‚Spruce Goose Hangars‘

Fertigstellung: September 2018

Nutzfläche: 41  800 m² auf 228 m L

Materialien: Gebäudehülle Douglasie, Haus-im-Haus: Stahlkonstruktion Boden: polierter Beton

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Jean-Michel Wilmotte

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Entwickeln, teilen, chillen: 25 000 Quadratmeter, überdacht von einer denkmalgeschützten, dreischiffigen Spannbeton-Gewölbekonstruktion – Wilmotte & Associés transformiert den ehemaligen Güterbahnhof am Pariser Gare d’Austerlitz in ein Kreativzentrum für Start-ups.

Architekt: Jean-Michel Wilmotte

Büro: Wilmotte & Associés SAS d’Architecture

www.wilmotte.com

Gründungsjahr: 1975

Mitarbeiter: 270

Projekt: Station F

Standort: 5 Parvis Alan Turing, 75013 Paris/F

Bauherr: Station F

Bauaufgabe: Transformation eines denkmalgeschützten Güterbahnhofs in einen Start-up-Campus

Baubeginn: Dezember 2014

Fertigstellung: Juni 2017

Grundfläche: 25 000 m²

Geschosse: 3

Nutzfläche: 34 000 m²

Beschreiben Sie Ihre Designphilosophie:

Die Designphilosophie bei W&A stützt sich im Wesentlichen auf zwei Prinzipien: Respekt und gesunden Menschenverstand. Respekt vor dem Kunden, vor dem Standort und seiner Geschichte sowie vor dem Gebäude selbst im Fall einer Sanierung. Gesunder Menschenverstand, wenn es zum Beispiel um die Gestaltung von Volumina oder die Wahl von Materialien geht (aus lokalen Quellen, nachhaltig). Unser Ziel ist es, einen zeitgemäßen und zeitlosen Architekturstil zu entwickeln. Ein schönes Gebäude, das nicht funktioniert, ist absolut nutzlos.

Wodurch lassen Sie sich inspirieren?

Von allem. Der Umgebung im Büro, auf der Straße, auf meinen Reisen. Jedes Detail ist wichtig und könnte eine Quelle der Inspiration sein. Deshalb spielt Neugier eine so große Rolle, wenn man ein großer Architekt sein will. Fantasie und Kreativität sind ohne Neugier undenkbar.

Welches Projekt war für die Entwicklung des Büros am wichtigsten und warum?

Bei den von Wilmotte & Associés entworfenen Bürogebäuden gibt es eine deutliche Zäsur: vor und nach STATION F. Zum ersten Mal wurde W&A hier aufgefordert, sich ein Bürogebäude auszudenken, das vollkommen auf neue Arbeitsformen fokussiert war (Coworking, mobile Arbeitsplätze, Telearbeitsplätze…). Im Zentrum des Umbaus der ‚Halle Freyssinet‘ stehen Startups. Wir haben uns gefragt, wie sie arbeiten – im Allgemeinen und im Besonderen innerhalb dieses Gebäudes. Dabei haben wir das Prinzip des Dorfs entdeckt.

Diese Organisation des Raums nach „Dörfern“ unterteilt die große Fläche ohne sie abzugrenzen. Ohne Einsatz von Trennwänden entstehen Unterbrechungen durch unterschiedliche Wahrnehmung und Erfahrung. Jedes Dorf ist einzigartig und bietet diverse Leistungen (Küche, Skype-Box, Konferenzräume usw.). Wir haben auch festgestellt, dass Startups dazu tendieren, sich ständig neu zu organisieren. Deshalb mussten die Arbeitsbereite diversifiziert sein, beweglich, neu positionierbar. Angesichts dieser Herausforderung machte sich eine unserer Stärken positiv bemerkbar: unser eigenes Designstudio Wilmotte & Industries.

Wir konnten also dezidierte Startup-Tische für STATION F entwickeln, deren gestaffelte Anordnung den problemlosen Tausch des Arbeitsplatzes mit den Kollegen erleichtert. Gleichzeitig wurde die Raumnutzung optimiert und darüber hinaus für alle Beschäftigten der bestmögliche Arbeitskomfort sichergestellt.

Im Übrigen haben wir auch Tische in Y-Form und hohe Tische im Workshop-Stil entwickelt, an denen man zu zweit arbeiten kann. Es ist uns auch gelungen, für STATION F ein komplettes urbanes Ökosystem zu schaffen, das autonom funktioniert. Dennoch öffnet sich das Gebäude zum Stadtteil hin und zur Stadt.

Eine Aussage zum Projekt:

Worin bestand die Herausforderung?

Wilmotte & Associés hat mit diesem Projekt die fantastische Konstruktion von Eugène Freyssinet restauriert, erhalten und zu einer 34.000 m² großen Halle umgestaltet, in der 1.000 Startup-Unternehmen untergebracht werden können!

In zweijähriger Bauzeit entstand aus dem ehemaligen Güterbahnhof der weltweit größte Startup-Campus STATION F mit einem Startup-Ökosystem noch nie dagewesener Größe, in dem die gesamte, für eine digitale und unternehmerische schöpferische Tätigkeit erforderliche Infrastruktur unter einem Dach zusammengefasst ist!

Gab es während der Verwirklichung des Entwurfs positive oder negative Überraschungen?

Als das Bürogebäude, das an die Halle Freyssinet angegliedert war, entfernt wurde, konnten wir das volle Potential des Bauwerks erkennen. Es war einfach umwerfend, diesen riesigen, in Licht getauchten Raum zu entdecken!

Was waren die Wünsche/Ziele des Bauherrn. Was sollte das Projekt können?

STATION F besteht aus drei Bereichen: das Share Forum für digitales Share-Work und Interaktion, die Create Zone im Zentrum der Halle, die für Startup-Arbeitsräume gedacht ist, und die Chill Zone mit Europas größtem Gastronomiebereich. Aktuell zählt das Gebäude Dauermieter und 100.000 Besucher im Jahr.

Die Residenten der STATION F nutzen den Bau für ihre alltäglichen Bedürfnisse: offene Arbeitsräume mit ruhiger Atmosphäre und gleichzeitiger Öffnung zum Rest der Community, Konferenzräume und Telefonboxen, Küchen zum relaxen, Kaffeetrinken oder zum Anrufe tätigen.

Der Arbeitsraum- und Meeting-Bereich (Create Zone) ist vom Event-Bereich (Share Zone) getrennt, in dem sich die Residenten zu Konferenzen und Workshops treffen. Die Chill Zone ist für die Öffentlichkeit zugänglich und gestattet es den Residenten, Nachbarn zu treffen oder Termine zu vereinbaren. STATION F bietet echte Campus-Atmosphäre.

Das Projekt erfüllt voll und ganz die Erwartungen des Bauherrn und geht sogar noch darüber hinaus! Als nächster Schritt ist die Fertigstellung von drei Co-Living-Gebäuden in Ivry-sur-Seine vorgesehen, in denen die Residenten der STATION F in Wohngemeinschaften leben können!

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Describe your design philosophy:

W&A’s design philosophy is mainly based on two principles: respect and common sense. Respect of the client, respect of the site and its history, respect of the building in case of a refurbishment. Common sense for the design of the volumes, for the choice of the materials (local, sustainable…) for instance.

We aim to develop a contemporary and timeless architecture style. A beautiful but not functional building is completely useless.

How do you find your inspirations?

Everywhere. At the office, in the street, during my travels… Every detail is important and could be a source of inspiration. That’s why curiosity is a great quality to be a great architect. Imagination and creativity are impossible without curiosity.

What project was the most important for the evolution of the office – and why?

Among the office buildings designed by Wilmotte & Associés, there will be a ‘before’ and an ‘after’ Station F. It was the first time W&A has been asked to imagine an office building entirely focused on new forms of working (coworking, mobile workstations, teleworking…). Startups were at the very heart of the transformation of the halle Freyssinet. We wondered how they work, in general and within this building in particular. And we found out the concept of ‘villages’. This organization by village divides the large space without closing it: it creates interruptions in perception and experience, without using partitions.

Each village is unique and offers several services (kitchen, Skype box, meeting rooms, etc.). We also notice that startups constantly tend to reorganize. Thus, the workspaces had to be diversified, moving, repositionable.

Faced with this challenge, the strength of our agency was to have a design studio, Wilmotte & Industries. This allowed us to design specific „startup tables“ for Station F, with a staggered system that allows one resident to exchange easily with its neighbors and also to optimize the space occupation while maintaining for everyone the best working comfort. We have also developed „Y“ tables and high „workshop“ style tables, where you can work with someone standing behind you.

For Station F, we managed to create an urban ecosystem, complete and autonomous, but also a building open the on the district and the city.

A statement on the project: …

What did the challenge consist of?

The project designed by Wilmotte & Associés restores, preserves and transforms the incredible structure built by Eugène Freyssinet into a 34,000 sqm shed which can host 1,000 start-up ! After two years of construction work, the former freight station became the world’s biggest startup campus, Station F, and offers a startup ecosystem of unprecedented size, in which all the services necessary for the digital and entrepreneurial creation activities are put together under the same roof!

Were there any positive or negative surprises while realising the design?

When the office building attached to the halle Freyssinet was removed, we really could have realized the full potential offered by the building. It was amazing to discover this huge shelter bathed in light!

Builder-owner‘s wish/goal. What should the project be capable of doing?

Station F is made up of 3 zones: the “Share” forum for digital sharing and interaction, the “Create” zone in the centre of the shed dedicated to startup work spaces, and the “Chill” zone that hosts Europe’s biggest food court. Today, the building welcomes 3,000 permanent residents and 100,000 visitors a year.

The residents of STATION F use the building for their everyday needs: open-space workspaces that benefit from calm but remain open to the rest of the community, meeting rooms and phone-booths to isolate themselves and exchange, kitchens to relax, have coffee or make calls.

The workspace and meeting area (Create area) is separated from the event area (Zone Share), where residents meet at conferences and workshops. The Chill zone is open to the public and allows residents to meet the neighbouring people or arrange their appointments. Station F offers a real campus atmosphere. This project entirely meets the expectations of the client, and more! Next step, the completion of three coliving buildings at Ivry-sur-Seine to house the residents of Station F!

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Haas Cook Zemmrich Studio2050

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Wenn ein Unternehmen wie Alnatura seine neue Firmenzentrale baut, dann geht es um nachhaltiges Bauen mit Vorbildcharakter. Dabei bedürfen Ressourcenschonung und funktionale Aspekte der Wirtschaftlichkeit einer besonderen Balance – und eines Architektenteams, das gerne die Grenzen des Machbaren verschiebt.

Büro: Haas Cook Zemmrich Studio2050

Webseite des Architekturbüros

Inhaber: Martin Haas, David Cook, Stephan Zemmrich

Gründungsjahr: 2012

Mitarbeiter: 30 in Büros in Stuttgart und Schanghai

Arbeitsgebiete: Wohnungsbau, Stadtplanung, Kulturbauten, Verwaltungsbauten, Schulbauten

Beschreiben Sie Ihre Gestaltungsphilosophie:

Haas Cook Zemmrich: Ziel des Büros ist eine Architektur, die dauerhaft das Leben der Menschen bereichert, sinnvolle Innovationen bietet und über die reine Funktionserfüllung hinaus einen kulturellen Mehrwert liefert.

Wie finden Sie Inspiration?

Haas Cook Zemmrich: Jede Bauaufgabe stellt neue Ansprüche. Unsere Inspiration finden wir in der Aufgabe selbst und dem Ziel für diese jeweils ganzheitlich ökologisch sinnvolle Lösungen zu erarbeiten.

Welches Projekt war für die Entwicklung des Büros das wichtigste – und warum?

Haas Cook Zemmrich: Der Alnatura Campus. Bei diesem Projekt konnten die Projektziele und die Philosophie des Büros idealtypisch umgesetzt werden.

Worin bestand die Herausforderung?

Haas Cook Zemmrich: Bei dem Projekt wurde in vielen Bereichen Neuland betreten. Für unser noch junges Büro war es eine besondere Herausforderung diese Innovationen in eine Realisierung zu führen.

Gab es bei der Realisierung des Entwurfs positive bzw. negative „Überraschungen“?

Haas Cook Zemmrich: Unerwarteter Weise war es bedeutend schwieriger, das ehemalige Kasernengelände planungsrechtlich in die neue Nutzung zu führen. Positiv überrascht wurden wir durch die dauerhafte Unterstützung des Bauherrn bei all den Widrigkeiten in der Realisierung.

Wunsch / Ziel des Bauherrn. Was sollte das Projekt können?

Haas Cook Zemmrich: Das Gebäude sollte eine offene und einladende Werkstatt sein. Sinnvoll für Mensch und Umwelt. Ein ökologisches Vorzeigeprojekt, welches in Errichtung und Unterhalt kostengünstig bleibt.

Eine Analyse des Projekts finden Sie hier

Projekt: Alnatura Campus

Standort: Mahatma-Ghandi Str. 7, 64295 Darmstadt

Bauherr: Campus 360 GmbH, Darmstadt

Bauaufgabe: Unternehmenszentrale

Fertigstellung: 2019

Grundstücksgröße: 55 000 m2

Geschosse: 3

Nutzfläche: 13 500 m2

Materialien (Decke, Wand, Boden): Holzdach, Stahlbetondecken und Stampflehmwände

Möblierung und Inneneinrichtung: Vitra International

Sanitärkeramik: Keramag/Geberit

Beleuchtung: Bega, Foscarini, Moltoluce, Nimbus, Waldmann

Teppichbelag: Carpet Concept


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Benthem Crouwel Architects

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Was passiert, wenn Architekten Teile ihrer Entwurfsaufgabe an die späteren Nutzer übergeben? Diese spannende Frage untersuchte das niederländische Architekturbüro Benthem Crouwel Architects für eine umfassende Renovierung in Amsterdam.

Architekt: Jan Benthem
Büro: Benthem Crouwel Architects
Webseite des Büros
Eigentümer: Jan Benthem and Mels Crouwel
Gründungsjahr: 1979
Mitarbeiter: 70
Projekt: Goede Doelen Loterijen
Standort: Beethovenstraat 200, Amsterdam
Bauherr: Dutch Charity Lotteries
Bauaufgabe: Hauptsitz
Fertigstellung: 2018
Geschosse: 4
Nutzfläche: 7384 m2

Beschreiben Sie ihre Designphilosophie?

Funktional mit einem „Dreh“.

Wie findest du deine Inspirationen?

Unsere Inspiration finden wir im Leben.

Welches Projekt war das wichtigste für die Entwicklung des Büros Benthem Crouwel – und warum?

Der Flughafen Schiphol, weil es sich um ein groß angelegtes urbanes Projekt handelte, bei dem selbst das kleinste Detail im Vordergrund stand.

Eine Aussage zum Projekt:

Woraus bestand die Herausforderung?

Ein Wohnzimmer für die Menschen zu schaffen, die bei Goede Doelen Loterijen arbeiten. Der Auftrag bestand darin, ein neues Büro zu entwerfen, das sich wie ein Zuhause für die 600 Mitarbeiter der Goede Doelen Loterijen anfühlt. Diese waren bisher seit Jahren über verschiedene Büros und Standorte verteilt. Außerdem sollte dieses Büro so nachhaltig wie möglich gebaut werden. Die Goede Doelen Loterijen ist eine Organisation, die mit einem ausgeprägten sozialen Ziel gegründet wurde, und sie streben danach, nachhaltigen Lebensstil und Umweltbewusstsein in jeden Aspekt ihrer Aktivitäten zu integrieren. Von Anfang an war klar, dass der Mensch – seine Wünsche, sein Komfort und seine Zukunft – die treibende Kraft für dieses Projekt sein würden.

Welchen Einfluss hatten die Mitarbeiter auf die Architektur des Gebäudes?

Saartje van der Made, Partner bei Benthem Crouwel Architects und einer der führenden Architekten für dieses Projekt: „Wir glauben, wenn man das Wohlbefinden zukünftiger Nutzer zur absoluten Priorität erklärt, dies fast automatisch zu einem höchst nachhaltigen Gebäude führt. Aber nur ein intensiver Dialog mit den Auftraggebern und Nutzern kann eine klare Vorstellung davon vermitteln, was Wohlbefinden für jeden bedeutet – es ist die Aufgabe des Architekten, dem Auftraggeber zuzuhören und ihm zu helfen, seine Wünsche genau zu definieren“. Durch die enge Zusammenarbeit mit den zukünftigen Nutzern des Goede Doelen Loterijen Büros fand Benthem Crouwel Architects diese Antwort auf den anspruchsvollen Auftrag.

Die niederländischen Wohltätigkeitslotterien suchten ein Gebäude, um alle Mitarbeiter und Funktionen zu vereinen und Außenstehende willkommen zu heißen. Es musste ein sehr umweltfreundliches Gebäude sein, eine wichtige Voraussetzung für dieses Unternehmen, das Nachhaltigkeit als einen seiner Kernwerte betrachtet. Ein weiterer wichtiger Wunsch war es, den grünen Park des alten Standortes in das neue Gebäude zu bringen – eine Herausforderung, denn der neue Standort liegt angrenzend an die Zuidas, das Amsterdamer Geschäftsviertel.

Schon in den ersten Phasen des Designprozesses waren sowohl Kunden als auch Mitarbeiter eingeladen, ihre Gedanken und Ideen über ihr neues „Zuhause“ in Workshops und Brainstorming-Sitzungen auszutauschen. Aus diesem einzigartigen Ko-Kreationsprozess entstand ein Gebäude, das wie angegossen zur einzigartigen Atmosphäre und Arbeitspraxis dieser Organisation passt. Die Herausforderung bei diesem Projekt bestand darin, ein Büro zu schaffen, das sich nicht wie ein Büro anfühlt. Durch die aktive Einbindung von Kunden und Anwendern ist es uns gelungen, ihren Traum zu verwirklichen.

Welche Anreize muss ich als Arbeitgeber bieten, wenn die Mitarbeiter aus der Innenstadt in die Randgebiete ziehen sollen?

Das bisherige Büro befand sich in der Nähe des Vondelparks. Mit der neuen Architektur haben wir den Park mitgenommen.

Das von natürlichem Licht durchflutete Atrium wird von perforierten Paneelen umgeben, die an mediterrane Fassaden erinnern. Es handelt sich um Übersetzungen von Zeichnungen, die die Mitarbeiter in Workshops erstellt haben. Das neue Dach überspannt das bestehende Volumen und verwandelt den alten Innenhof in einen sonnigen Ganzjahresplatz, der als pulsierendes Herzstück des Gebäudes fungiert.

Das Dach ist in jeder Hinsicht begrünt. 6800 Blätter aus poliertem Aluminium entfalten sich und erzeugen einen schönen Fleckeneffekt an Wänden und Böden, der an einen echten Spaziergang im Wald erinnert. Schlanke, baumförmige Säulen tragen das Dach. Farben, Lichtintensität und Atmosphäre ändern sich je nachdem, wo und wann Sie durch das Gebäude gehen.

Das spektakuläre Dach wirkt wie eine große Geste in Richtung Umgebung und ist nicht nur von den Hochhäusern des nahen Geschäftsviertels, sondern auch (auf Augenhöhe) von den Häusern in der Nachbarschaft sichtbar. Aber das Dach trägt auch die Solarmodule, die die Gebäudeenergie positiv beeinflussen, und sammelt das Regenwasser für den Dachgarten, Toiletten und Sprinkleranlagen.

Vor dem Gebäude bietet ein vertiefter, öffentlicher Platz mit Grünraum den Mitarbeitern einen Raum zum Entspannen bietet. Dieser lädt aber auch die Anwohner aus der Nachbarschaft ein, Zeit zu verbringen oder in das Gebäude zu kommen, um das öffentliche Restaurant zu nutzen.

Das Gebäude ist eine schöne und inspirierende Ergänzung des Stadtteils: ein warmes und einladendes neues Herz in der Nähe von Amsterdam Süd.

Wie können sich 600 Individualisten in einem Bürogebäude wohlfühlen?

Ist es ein Bürogebäude?

Gab es positive oder negative Überraschungen bei der Realisierung? Das Design?

Wir wollten ein Haus für 600 Personen bauen, die alle in den Designprozess einbezogen werden sollten. Dies hat es geklappt und wir haben ein Gebäude entworfen, „in dem jeder zu hören ist“.

Wunsch/Ziel des Bauherrn. Was soll das Projekt sein? In der Lage zu sein?

Das Projekt sollte ein Haus für seine „Familie“ sein.

Weitere Interviews finden Sie hier


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The_System Lab

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Ein Hotel mitten im Japanischen Meer kann nur florieren, wenn es an einem besonderen Ort steht oder selbst etwas Besonderes ist. Für das Hotel Healing Stay Kosmos, einen Entwurf des Büros The_System Lab, treffen beide Annahmen zu.

Büro: THE_SYSTEM LAB

Webseite des Architekturbüros »

Inhaber: Chanjoong Kim

Beschreiben Sie Ihre Designphilosophie:

Der Büroname The_System Lab steht für unsere Philosophie, mit der wir auf der Suche einer Lösung für die Bedürfnisse unserer Bauherren und für alle Herausforderungen eines Projektes sind. Architekten sind keine Künstler. Wir halten uns nicht an einen bestimmten Stil. Stattdessen lösen wir ein architektonisches Problem für unseren Kunden. Wir wollen etwas gestalten, das den Menschen auffällt und sie dazu bringt über unsere Architektur nachzudenken.

Wie findest Du Deine Inspirationen?

Die Begrenzungen und Limits eines Projektes werden häufig zum wichtigen Schlüssel unseres Entwurfs. Die meisten unserer Projekte konzentrieren sich auf das Verständnis der Grenzen und Herausforderungen, die ein Auftrag mit sich bringt.

Welches Projekt war das wichtigste für die Entwicklung des Büros – und warum?

Während jedes Projekt seine eigene Bedeutung und Bedeutung hat, spielte das Projekt Hannam-Dong HANDS Corporation Headquarter, das sich an einer Hauptstraße in einem belebten Teil von Seoul befindet eine wichtige Rolle, damit unser Studio als eine Praxis anerkannt wird, die darauf abzielt, Design und Technologie zu integrieren. Die Projekte Hana KEB Bank PLACE 1 und Healing Stay Kosmos sind für uns entscheidend, um zu zeigen, dass unsere Art zu arbeiten voranschreitet.

Worin bestand die Herausforderung?

Der Standort des Hotels Ulleungdo ist eine sehr kleine Insel und deshalb war es schwierig, Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit lokalen Unternehmen zu finden. Beim Bau des UHPC (Ultra High Performance Concrete), der die gesamten Konstruktion des Gebäudes bildet, war jedoch die Zusammenarbeit der beiden einzigen kleinen Betonunternehmen auf der Insel erforderlich. Die beiden Unternehmen hatten schon sehr lange eine starke Rivalität und kamen nicht gut miteinander aus.

Durch dieses Projekt waren die Inhaber jedoch in der Lage, Missverständnisse der Vergangenheit zu lösen und wurden schließlich Freunde. Dies gab mir die Chance zu erkennen, dass Architektur viel mehr ist als das Bauen in einer physischen Umgebung; Architektur kann Veränderungen bewirken, die erhebliche Auswirkungen auf die Gemeinschaft haben können.

Gab es positive oder negative Überraschungen bei der Realisierung?

Der Bauherr engagierte und feuerte mehrere Architekten, bevor sie mich wählten. Es war bekannt, dass sie einen sehr hohen Standard erwarteten. Sie liebten unser Design und haben uns voll und ganz vertraut und baten nie um eine Veränderung unseres ursprünglichen Entwurfs.

Wunsch/Ziel des Bauherrn. Was soll das Projekt sein?

Healing Stay Kosmos zielt darauf ab, nicht nur Koreaner zu empfangen, sondern auch für Menschen außerhalb Koreas interessant zu werden.

Eine Analyse des Projects finden Sie hier »

Projekt: Healing Stay Kosmos

Standort: Ulleungdo, South Korea

Bauherr: Kolon Global Corporation

Bauaufgabe: Hotel

Baubeginn: 2016

Fertigstellung: 2018

Geschosse: 2

Nutzfläche: 1 658 m²

Möblierung: Individuelle Eigenanfertigungen, Klassiker von Cattelan Italia, Fiam, Lange Production,

Outdoormöbel von Kettal

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Kinzo

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Dem Berliner Büro Kinzo ist es geglückt, nicht nur seinen Bauherren Zalando, sondern auch die Nutzer der Hauptverwaltung zu überzeugen. Ein Gespräch über den urbanen Innenraum und individuelle Raulösungen.

Beschreiben Sie Ihre Designphilosophie

Wie finden Sie Inspiration?

Wir lassen uns bewusst auf die Menschen, auf ihre Situationen und die Bauaufgabe ein, anstatt die Gestaltung vollständig von der eigenen Handschrift dominieren zu lassen. Die Art der Nutzung ist ebenso wichtig wie die Interaktionen, für die das Gebäude gebaut wird. Im Neubau von Zalando ging es uns vor allem darum, einen Berliner Flair zu zeigen.

Welches Projekt war das wichtigste für die Entwicklung des Büros – und warum?

Am Anfang haben uns unsere Büroprojekte für Axel Springer und die Möbelserie Kinzo Air viel Aufmerksamkeit und positives Feedback beschert. Die verschiedenen Axel Springer Büros waren ebenso wie unser Beitrag für adidas wunderbare Experimentierfelder für individuelle Raumlösungen und unser innovatives Möbeldesign. Bei unseren Projekten für die Erste Bank und SoundCloud kann man dann sehen, was wir gelernt haben und wie wir unsere Konzepte für eine große Bandbreite unterschiedlicher Bauherren maßschneidern können, sowohl für eine große Bank mit über 5.000 Mitarbeitern als auch für ein aufstrebendes Start-up.

Eine Aussage zum Projekt

Woraus bestand die Herausforderung?

Wir haben bereits viele Büroentwürfe für verschiedenste Unternehmen machen dürfen. Bei Zalando war man gegenüber gestalterischen Experimenten sehr aufgeschlossen. Das Unternehmen ist in kurzer Zeit extrem gewachsen. Wir haben Zalando eine Evolutionsstufe weitergebracht, aus dem klassischen Verwaltungsgebäude sind sie herausgewachsen in einen Bau mit hoher Transparenz und Identität.

Gab es positive oder negative Überraschungen bei der Realisierung?

Unser Anspruch ist, es den Menschen und seine Bedürfnisse zu sehen. Wir berücksichtigen bei unseren Entwürfen verschiedene Perspektiven und schauen durch mehrere Brillen. Positiv war die Tatsache, dass bei Übergabe der Bauherrenfunktion von Zalando auf die Münchner Grund die von uns geplanten Qualitäten gehalten werden konnten.

Wunsch/Ziel des Bauherrn. Was soll das Projekt sein?

Unser Ansatz ist: Wir wollen schöne Raumerlebnisse schaffen. Die landschaftliche Geste des urbanen Innenraumes ist eine der Qualitäten des neuen Hauptquartiers. Einzelne Flächen wurden so konditioniert und zoniert, dass sie nicht nur den Bauherrn, sondern auch die Nutzer begeistern.


Architekten Kinzo

Partner (v. l. n. r.): Karim El-Ishmawi, Martin Jacobs, Chris Middleton

Gründungsjahr: 2005

Mitarbeiter: 50

www.kinzo-berlin.de


Factsheet

Projekt: Zalando Hauptquartier

Standort: Valeska-Gert-Straße, 10243 Berlin

Bauherr: Münchner Grund für Zalando SE

Bauaufgabe: Hauptsitz

Fertigstellung: 2017–2019

Geschosse: 7

BGF: 59 000 m²

Bürofläche: 43 000 m²

Möblierung: Artemide, Hay, Softline, Tischlerei pool22 Berlin, Lintex (Schweden), Pilkington (Profilit Glas),  Performance iN Lighting (Italien)

Vieles wurde von Zalando selbst angeschafft wie Kollektionen von Planmöbel. Auch wurden Möbel speziell für das Projekt angefertigt.

Grundriss 3. OG.
Plan. Henn Architekten
Grundriss 1. OG.
Plan. Henn Architekten
Grundriss EG.
Plan. Henn Architekten
Lageplan der Zalando-Zentrale in Berlin.
Plan. Henn Architekten

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Christián Izqierdo

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Holz pur bestimmt dieses Wohnhaus südlich von Santiago de Chile. Kiefer, etwas Glas für die Fenster und ein wenig Beton für den Boden, mehr brauchte der Architekt Cristián Izquierdo nicht für seine Planung.

Büro: Cristián Izquierdo – Izquierdo Lehmann architects

Architekt: Cristián Izquierdo

www.cristianizquierdo.cl

Wie finden Sie Inspiration?

Cristián Izquierdo: In der Erfahrung und im Experiment sowie in der Architekturgeschichte und in den Theorien zur Architektur, besonders in den Schriften von Alberti und Semper.

Welches Projekt war für die Entwicklung des Büros das wichtigste – und warum?

Cristián Izquierdo: Das Haus in Morrillos ermöglichte es uns, zum ersten Mal die Themen, mit denen wir uns gerade beschäftigen (zentralisierte Innenräume, verschiedene Typologien unter einem Kompositionssystem zu kombinieren, Holzbauweise), vollständig zu bündeln.

Worin bestand die Herausforderung?

Cristián Izquierdo: Ein kompaktes Haus zu bauen, das das Zusammenleben fördert. Wichtig war, es in alle Richtungen zu öffnen, mit offenen Terrassen, eingebunden in die Landschaft. Zudem in der Verwendung eines festen Moduls zur Ordnung der natürlichen Umgebung mit einer konstanten, regelmässigen Struktur.

Gab es bei der Realisierung des Designs positive oder negative Überraschungen?

Cristián Izquierdo: Das Haus wurde von einem nicht einfachen Bauherrn gebaut. Die Bauherrenschaft bestand aus einem Team von Schreinern, die es nicht gewohnt waren Pläne zu lesen. Glücklicherweise haben wir am Ende von ihnen genauso viel gelernt, wie sie von uns gelernt haben.

Wunsch/Ziel des Bauherrn. Was sollte das Projekt leisten können?

Cristián Izquierdo: Es sollte aus festen Modulen bestehen, die die Ähnlichkeiten und Unterschiede jedes Bauteils deutlich machen.

Einen ausführlichen Projektbericht finden Sie hier


Fakten

Projekt: El Peumo Farm, V Region, Chile

Bauherr: Carlos Olivares / Privat

Bauaufgabe: Wohnhaus

Fertigstellung: Ende 2017

Geschosse: 1

Nutzfläche: ca. 138 m², 163 mit Terrassen

Grundstück: 15.000 m²

Materialien (Decke, Wand, Boden): Decke: Kiefer; Wände: Innenwände aus Gips, Außenbereiche aus Kiefernholz. Betonboden

Einrichtung/Sanitär/Leuchten/Hauskommunikation: Arauco-Holz, Teka-Küche, Hansgrohe Armaturen, American Standard WC

Grundriss EG / Plan: Izquierdo Lehmann architects

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Gerhard Landau

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Warum ein Bildausschnitt auf Instagram nichts über die Qualität eines Raumes aussagt und warum der Architekt und Interior Designer Gerhard Landau seine Gestaltung als maßgeschneiderten Anzug der Hotelbranche bezeichnet, erfahren Sie in diesem Interview.

Interview Katharina Feuer

Herr Landau, Sie kommen frisch aus dem Urlaub. Wo waren Sie?

Gerhard Landau: Wir fahren seit zehn Jahren nach Südfrankreich. Dieses Jahr haben wir im ‚Lily of the Valley‘ (Maiglöckchen) gewohnt. Das Fünf-Sterne-Hotel von Philippe Starck wurde erst im Mai neu eröffnet und fügt sich wunderbar in die Landschaft ein.

Kann man als Architekt und Interior Designer überhaupt den Urlaub genießen oder schaut man die ganze Zeit nach Dingen, die nicht funktionieren?

Gerhard Landau: Reisen ist für mich Inspiration insofern kann ich wunderbar entspannen. Außerdem fand ich speziell in diesem Hotel so viele durchdachte Elemente, dass es eine wahre Freude war. Philippe Starck hat wirklich bis zur WC-Trennwand und der Seife, die ins Waschbecken tropft, an alles gedacht.

Worauf achten Sie besonders?

Gerhard Landau: Auf die Details. Wie sie im Raumkontext funktionieren. Ich schaue mir alles im 360°-Rundumblick an. Wie Licht, Akustik und die Verarbeitung der Materialien ein hochwertiges Gesamtbild ergeben.

Wir sind mittlerweile alle durch Instagram geschädigt und kennen diese Bildausschnitte eines Raumes zur Genüge. Mir ist es wichtig zu schauen, ob die Einzelteile auch im Gesamten funktionieren.

Testen Sie Ihre eigenen Hotels?

Gerhard Landau: Selbstverständlich. Wir prüfen bei unseren Probenächten, ob das alles funktioniert, was wir uns im Vorfeld überlegt haben. Ob es Sinn macht. Auch hier stehen die Details entscheidend auf dem Prüfstand.

Meist spricht man ja über das, was nicht funktioniert. Welche Fehler sollte man definitiv vermeiden?

Gerhard Landau: Das fängt damit an, ob ich im Hotelrestaurant die Karte lesen kann oder ob mir Downlights einen Schatten unter die Augen zaubern. Das geht weiter mit der Akustik. Verstehe ich mein Gegenüber? Ist der Sessel durchgesessen? Wurde mit authentischen Materialien gearbeitet? In den Zimmern liegen offene Bäderlandschaften im Trend – für eine Nacht ist das ganz nett. Wenn ich mit meiner Frau vier Tage in einem Hotel bin, ist es eher lästig, im Wassernebel zu stehen.

In Ihrem Büro, das Sie seit 1994 mit Ihrem Geschäftspartner und Freund Ludwig Kindelbacher führen, arbeiten 70 Mitarbeiter. Inwieweit können Sie bei dieser Größe noch auf Details in den einzelnen Projekten eingehen?

Gerhard Landau: Wir haben uns bewusst entschieden, nicht weiter zu wachsen, trotz sehr guter Auftragslage. Ich liebe meinen Beruf und freue mich nach dem Urlaub aufs Büro, eben weil ich die Freiheit habe, die Projekte selbst zu entwerfen. Dazu steht extra in meinem Büro ein großer, leerer Tisch. Ich habe mich freigeräumt. Also ja, ich gehe auf Details ein, das muss ich sogar. Wir bewegen uns schließlich im Luxussegment. Gäste zahlen teilweise 400 bis 500 Euro für eine Nacht.

Beschreiben Sie Ihre Gestaltung.

Gerhard Landau: Wir sind der maßgeschneiderte Anzug der Hotelbranche.

Das heißt?

Gerhard Landau: Bei uns gibt‘s nicht den letzten Schrei. Keine fancy Tapete im Zeitgeist. Wir entwerfen auch im Sinne der Nachhaltigkeit zeitlos, hochwertig, ein bisschen konservativ und dennoch überraschen wir gerne mit Details.

Zeitlos entwerfen – ist das möglich?

Gerhard Landau: Bedingt. Man ist immer das Kind seiner Zeit. Aber nach zehn, spätestens 15 Jahren müssen die Zimmer sowieso renoviert werden. Wie gesagt, in diesem Preissegment verzeiht Ihnen kein Gast, wenn der Teppich abgenutzt oder der Rand des Waschbeckens speckig ist.

Sie erwähnten eingangs Instagram. Sind Social-Media-Tools für Ihre Arbeit relevant?

Gerhard Landau: Ich bin jetzt 54 und füge mich der Zeit (lacht). Wir haben diverse Magazine im Abo, aber meine jüngeren Kollegen sind nur noch online unterwegs.
Wo früher Moodboards waren, finde ich heute tausend Bildschnipsel aus dem Netz. Wo früher noch 3D-Modelle gebaut wurden, um zu schauen, ob etwas funktioniert, gibt es heute täuschend echte Renderings. Ich finde das nicht immer gut, aber ich weiß auch, dass man das Rad der Zeit nicht zurückdrehen kann.

Die virtuelle Welt hat also auch bei Ihnen Einzug gehalten. Welche Rolle spielen Materialien in Ihrer Arbeit?

Gerhard Landau: Eine immens wichtige! Wenn Sie in unser Büro kommen, sehen Sie unfassbar viele Muster, Stoffe, Furniere, ganze Teile von Möbeln. Wir schauen und vor allen Dingen fassen wir alles an. Da muss jedes Detail passen. Nein, es muss perfekt sein.

Woher kommen Ihre Werkstoffe? Arbeiten Sie mit lokalen Zulieferern?

Gerhard Landau: Eins vorweg: Ich halte nicht viel von diesem Greenwashing, was zurzeit mit Fleiß betrieben wird. Entweder lebt man es konsequent und richtig, oder lässt es bleiben, sonst macht man sich unglaubwürdig.

Verstanden. Welchen Weg haben Sie also eingeschlagen?

Gerhard Landau: Wir haben einen Zulieferradius von etwa 120 km und arbeiten mit lokalen Handwerkern zusammen. Und ich kann ja selbst im Entwurf schon festlegen, ob der Marmor aus Brasilien oder von hier kommt. Aber natürlich sind manche Zulieferketten nicht komplett transparent. Man muss auch vertrauen können.

Welche Herausforderungen sehen Sie in der Zukunft für sich als Architekt und Interior Designer sowie als Geschäftsführer?

Gerhard Landau: Das sind für mich drei Themen.

  1. Personal. Wenn ich ein gutes Team langfristig aufbauen und halten will, muss ich mich um die Belange meiner Mitarbeiter kümmern. Work-Life-Balance ist für uns daher nicht nur ‧eine Worthülse, sondern wir praktizieren das.
  2. Die Ökonomisierung der Projekte. Mittlerweile sitzt in den Unternehmen immer ein Controller mit dem Rotstift, der Budgets zusammenstreicht. Zudem stehen wir quasi mit einem Bein im Gefängnis, bedingt durch Gewährleistungen, wachsende Vorschriften und Normen. Vielleicht ändert sich das mit dem Generationenwechsel.
  3. Die Geschwindigkeit, mit der Projekte mittlerweile durchgepeitscht werden sollen. Ganz klar passieren durch diesen Zeitdruck mehr Fehler. Das ist unnötig. Gut Ding braucht Weile.

Warum haben Sie den Beruf des Innenarchitekten gewählt?

Gerhard Landau: Die Leidenschaft für Architektur und Gestaltung habe ich bereits als Kind entwickelt und ganze Städte aus Lego gebaut. Aber meine Eltern standen diesem Traum als erfahrene Bauunternehmer skeptisch gegenüber. Ich sollte etwas ‘Sicheres‘ machen. Das ging so weit, dass meine Mutter die Immatrikulationsbescheinigung versteckt hat. Erst nach drei quälenden Semestern als BWL-Student hat sie sie wieder aus der Schublade gezaubert. Ich konnte sie bald überzeugen, dass ich durchaus Talent und damit eine Perspektive habe.


Foto: Ortwin Klipp

Mit Legosteinen fing alles in den 1970er-Jahren an. 1990 schloss Gerhard Landau (Jg. 1965, re.) sein Studium der Architektur an der FH München ab. Es folgte ein zweijähriger Aufenthalt bei Michael Hopkins + Partners in London. Landau gründete 1994 mit seinem Geschäftspartner Ludwig Kindelbacher (Jg. 1965) das gemeinsame Büro Landau + Kindelbacher Architekten und Innenarchitekten. Ihre Schwerpunkte: Office, Wohnen, Interior Design, Hospitality.

Am Gardasee entstand eine Villa gestaltet von Landau + Kindelbacher

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Aberja – Juliane Maier, Robin Heather

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Das Interior des Hotels ist so vielschichtig wie das Serviceangebot. Den Architekten Juliane Maier und Robin Heather von Aberja gelingt, es den eigewilligen Charakter zu unterstreichen. Das Lindley Lindenberg ist ein exzentrischer und herzlicher Place to be.

Interview Adeline Seidel

Bitte beschreiben Sie Ihre Gestaltungsphilosophie: Wie finden Sie Inspiration?

Aberja: Inspiration suchen und finden wir in den täglichen Dingen. Der Weg ins Designstudio, der Sport am Abend oder der Ausflug am Wochenende. Unser Ziel ist es, für jedes Projekt und jede Herausforderung eine individuelle Lösung zu erarbeiten. Alte Materialien neu interpretieren, neue Materialien traditionell verarbeiten und behandeln.

Wie beim Kochen gilt es in der Gestaltung unterschiedliche Materialien und Fertigkeiten auf neue Weise zu kombinieren. Im Vordergrund stehen hier in erster Linie die Qualität und Integrität der einzelnen Komponenten.

Inspiration für das Lindley Lindenberg fanden wir buchstäblich auf der Straße: der Lindley Straße. William Lindley, eine spannende Persönlichkeit und das Lindley Lindenberg eine Hommage an die Ingenieurskunst und den Geist des späten 19Jahrhunderts in Architektur, Mode und Design.

Worin bestand die Herausforderung für den Innenausbau des Lindley Lindenberg in Frankfurt am Main?

Aberja: Die größte Herausforderung bestand darin, beteiligten Planern und Gewerken unser Verständnis für authentisches Material zu vermitteln.

Kupfer darf Patina haben, Walnussholz hat Astlöcher und ein Anröchter Dolomit wird als Arbeitsplatte genutzt und darf Weinflecken erhalten. So what? Das Material lebt, altert mit Würde und erzählt Geschichten.

Wunsch/Ziel des Bauherrn. Was sollte das Hotelprojekt können?

Aberja: Das Lindenberg versteht sich als Gästegemeinschaft, nicht als klassisches Hotel. Diesen Unterschied in der Nutzung galt es in der Designsprache zu transformieren. Der Gast fühlt sich im Zimmer wohl und geborgen: Ein bequemes Bett, eine heiße Dusche, warme und wertige Materialien.

Möchte er in Kontakt mit anderen Lindenbergern treten, so findet er viele Flächen zur gemeinschaftlichen Nutzung. Besonders beim Kochen und gemeinsamen Essen finden sich immer schnell verbindende Gesprächsthemen und es wird philosophiert und gelacht… meistens über das beste Rezept für Penne Arrabiata.


Portrait: Simon Bolz

Die Architekten Juliane Maier, Robin Heather

gründeten 2016 das Frankfurter Planungsbüro Aberja. Mit 5 Mitarbeitern erarbeiten sie Konzepte für Architektur, Interior und Fassadendesign.

www.aberja.net


Factsheet zum Projekt

Projekt: Lindley Lindenberg

Standort: Lindley Strasse 17, 60314 Frankfurt

Bauaufgabe: Interiordesign/ Fassadendesign eines Hotels
Fertigstellung: 2019
Geschosse: 7
Nutzfläche: 2850 m²

Materialien (Decke, Wand, Boden): Gussasphalt, Massivholzparkett Walnuss, Fliesen von Keramik Kaufmann, Tapeten von Arte und in Eigenentwicklung, umfassende Farbgestaltung nach Farbleitplanung von Aberja

Möblierung/Sanitär/Beleuchtung/Hauskommunikation: Raumtrenner und Möbel nach Entwurf von Aberja

Umsetzung: Innenausbau Biermann, Gebrüder Jung, Arthur Z, Tatcraft, Objektleuchten, Klemm Vivendi

Weitere Ausstattung: Thonet, e15, Fennobed, Thonet Vienna, Kvadrat/Kinnasand, Fashion for Floors, Frank Landau, Creation Baumann, Rossittis

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Zito Mori

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Die Winzerdynastie Frescobaldi wollte ihren Kunden neben dem Geschmackserlebnis eines exqisiten Weins auch eine adäquate Raumerfahrung bieten. Das Architekturbüro Zito Mori fand eine überraschende Lösung. Die auf den ersten Blick gar nicht wahrnehmbar ist.

Büro: Zito Mori

Webseite des Architekturbüros

Inhaber: Hikaro Mori, Maurizio Zito

Gründungsjahr: 1996

Mitarbeiter: 4

Wie finden Sie Inspiration?

Zito Mori: Indem wir das Grundstück besuchen, das Gelände und insbesondere die Eigenarten des Bodens untersuchen, und auf die Philosophie der Firma und des Önologen hören. Aus all diesen Umständen haben wir unser Konzept extrahiert: den Steinbruch.

Welches Projekt war das wichtigste für die Entwicklung des Büros?

Zito Mori: Für uns ist jedes Projekt wichtig. Feudi die San Gregorio Winery könnte aber durchaus besonders wichtig sein – es ist das erste Weingut, mit dem wir uns beschäftigt haben. Wir wollten der Vision, die dahinter steht, das angemessene Image verleihen. Deshalb haben wir eine Analyse darüber durchgeführt, wie die Architektur eines Weinguts beschaffen sein sollte und wie wir die ihm eigene Identität am besten repräsentieren können.

Worin bestand bei Projekt Masseto die Herausforderung?

Zito Mori: Masseto ist eine Spitzenweinmarke von höchster Qualität. Wir wollten eine spezifische Architektur schaffen, die nicht auf Elemente, Zeichen oder Symbole zurückzugreift, die für “Luxuriösität” stehen, sondern das wesentliche Merkmal und die Philosophie der Marke verkörpert. Für uns ist es sehr wichtig, eine zeitlose Architektur zu schaffen. Jedes Projekt lebt aus seiner ganz eigenen dezidierten Architektur heraus.

Gab es positive oder negative Überraschungen bei der Realisierung?

Zito Mori: Das Konzept des Steinbruchs hat uns zur Schaffung einer besonderen Innenarchitektur geführt, die nur von innen sichtbar wird. Um die Räume, die durch den Abbau von Gestein gewonnen wurden, darzustellen, war eine komplizierte Vorgehensweise erforderlich, um die Gussformen für den Ortbeton herzustellen. Wichtig war uns auch  die Qualität der Oberflächen.

Letzten Endes haben wir es geschafft, dass die gesamte Betonoberfläche eine höhlenartige  Atmosphäre verströmt. Man kann das Gewicht der Masse und seine Dichte spüren, wenn man sich im Innern befindet.

Ziel / Wunsch des Bauherren. Was sollte das Projekt können?

Zito Mori: Die Architektur  hat sich zu einem wichtigen Aktivposten und einem nützlichen Kommunikationswerkzeug bei der Präsentation des Masseto Winery entwickelt. Sie symbolisiert den Wein, das Terroir, die Unternehmensphilosophie und die Geschichte des Guts – wobei alle Elemente zu seiner einzigartigen Identität beitragen.

Eine Analyse des Projekts finden Sie hier

Projekt: Cantina Masseto

Standort: Castagneto Carducci (LI)/IT

Bauherr: Ornellaia e Masseto Società Agricola srl

Bauaufgabe: Kellereigebäude

Fertigstellung: 2019

Grundstück: 7 000 m²

Geschosse: 1 und 2

Nutzfläche: 2 530 m²

Materialien (Decke, Wand, Boden): Vor Ort gegossener Beton

Möblierung: Einzelanfertigungen, Vibieffe, Riva 1920

Leuchten: iGuzzini, Evo, Deltalight (Außenraum), Erco, Zumtobel, iGuzzini, Vibia, Xal, Lucitalia, Nemo (Innenraum)

Sanitärausstattung: Flaminia, Piba Marmi, Hansgrohe, Franke, Grohe

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Christina Seilern | Studio Seilern Architects

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Die gebürtige Schweizerin Christina Seilern Studio schuf mit ihrem Büro Seilern Architects aus London mit der Konzerthalle in Andermatt/CH einen Ort, in dem man Kammersinfonien akustisch in hoher Qualität vernehmen kann. Dem Connaisseur bietet die Architektin dabei sogar den Blick auf die Alpen.

Architektin Christina Seilern ist Inhaberin des Londoner Büros Studio Seilern Architects, das sie 2006 gründete.

Mitarbeiter: 20

Arbeitsbereiche: Veranstaltungsorte für Kunst, Kultur, Bildung, Gastgewerbe und kommerzielle Projekte

www.studioseilern.com

Beschreiben Sie Ihre Designphilosophie:

Christina Seilern: Wir glauben, dass Architektur nicht nur auf Innovation und Design setzt, sondern auch auf die Fähigkeit, ein Projekt von der Konzeption bis zur Fertigstellung zu realisieren. Unsere Expertise liegt in kommerziellen, hochwertigen Wohn-, Misch-, Kultur-, Masterplanungs- und Bildungsprojekten.

Wie finden Sie ihre Inspirationen?

Christina Seilern: Wir interessieren uns mehr für die architektonische Idee als für einen soziologischen oder semantischen Zugang zur Architektur. Wir glauben, dass jedes Projekt sein eigenes Regelwerk generiert und einen Dialog zwischen dem Autor (dem Architekten) und dem Leser (dem Bauherrn) erfordert, anstatt eine vorgefertigte Idee auf eine bestimmte Website zu übertragen.

Welches Projekt war das wichtigste für die Entwicklung des Büros – und warum?

Christina Seilern: Wir arbeiten an einer Vielzahl von Projekten. Es ist unsere bewusste Entscheidung, sowohl gleichzeitig als auch kontinuierlich auf der kleineren und größeren Ebene weiterzuarbeiten: vom Neubau bis zur Restaurierung. Unabhängig von Größe und Kontext baut jedes Projekt auf dem nächsten auf.

Eine Aussage zum Projekt:

Woraus bestand die Herausforderung?

Christina Seilern: Jedes Projekt ist einzigartig und wird nicht durch einen vorgefassten Begriff von Ästhetik belastet. Während die Erfahrungsgeschichte einen enormen Einfluss auf die Entstehung einer architektonischen Idee hat, nähern wir uns jedem Projekt wie ein neues Abenteuer und eine neue Untersuchung.

Gab es positive oder negative Überraschungen bei der Realisierung?

Wunsch/Ziel des Bauherrn. Was soll das Projekt sein?

Christina Seilern: Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht die Idee, dass Architektur öffentliche Kunst im größeren urbanen Maßstab ist. Deshalb reagiert und gestaltet jedes Gebäude auf seinen Kontext. Der Charakter des Ortes wird durch unsere Intervention beeinflusst und geprägt. Wir sind der Meinung, dass unsere Arbeit als Reaktion auf einen bestimmten Ort wirkt. Der öffentliche Raum steht daher im Mittelpunkt jedes Projekts, egal ob groß oder klein.

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Factsheet

Projekt: Andermatt Concert Hall

Standort: Andermatt/CH

Bauherr: Andermatt Swiss Alps

Bauaufgabe: Konzerthalle

Fertigstellung: 2019

Geschosse: 2

Akustik: Seilern Architects gemeinsam mit Kahle-Acoustics, www.kahleacoustics.com

Akustikdecke: Lindner Group, www.lindner-group.com

Ausstattung: Konzertbestuhlung und Tribüne: Figueras
Foyerwände: ‚Acrylic couture® Etoile Ice‘ von Seen And Acrylic Couture;
Türgriffe: Glutz and Salto

Beleuchtung: Iguzzini

Glasfassade: Ruch

Der Beitrag Christina Seilern | Studio Seilern Architects erschien zuerst auf md-mag.

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